Neulich beim fröhlichen Statistikwälzen fiel mir auf, ich könnte dieses Jahr ja mal versuchen, 1.000 km läuferisch zusammenzukratzen. Ich meine, sollte grundsätzlich möglich sein, oder?!? Hieße, einen Monatsschnitt von .. Moment… 85 km auf den Asphalt (oder Waldboden) zu knallen. Alles machbar, Herr Nachbar. Das aber nur nebenbei. Wäre ein schönes neues Projekt nach dem Halbmarathon. Vielleicht „1001 Kilometer“, oder so. Ethnische Märchensammlungen lassen inspirativ grüßen. Okay, aber hier geht´s erstmal um den Halbmarathon, für´s Rumquatschen haben wir später noch genug Zeit, nicht wahr?
Aaaalso: was liegt diese Woche an? Ach ja, Intervalle. Hmmmm. Tja. Ich weiß, ihr haltet das für eine Ausrede, aber es ist hier wrklich SCHWEINEkalt! Bei -9° mache ich keine knackigen Tempo-Einheiten. Nicht mal, wenn mich ein wildgewordener Deutscher Schäferhund quer übers Feld hetzen würde. Obwohl, dann vielleicht doch. Aber NUR dann. So gehe ich das ganze eben, gut 10 Wochen vor dem Ereignis, makroklimatisch vernünftig an und laufe –etwas langsamer! Aber jetzt auch nicht ZU langsam, sonst wird mir ja noch kalt!
Und so starte ich am Montag ganz entspannt mit einem „Etwas-schneller-als-die- geplante-Wettkampfgeschwindigkeit“-Lauf, der Fachbegriff lautet „Tempo- dauerlauf“, und halte meinen bemützten Kopf keck in die frische Winterluft!
Es riecht nach Schnee, dort draußen. Die Wölfe heulen in der dunklen Ferne und ich werde gleich einsam meine Bahnen durch unseren kleinen Ort ziehen. Schnee bläst mir entgegen, ein fieses Schneenieseln genaugenommen, begleitet von einer frostgetränkten intensiven Januar-Brise. Es liegen 5 cm Neuschnee, was zwar nicht nach viel klingt, aber viel sein kann, wenn man vorhat im Laufschritt das eisige Pflaster zu beschreiten.
Todesmutig stürze ich mich ins weiße Getümmel, meine Füße sind bestückt mit meinen Brooks PureFlow-Minimalschuhen. Nach vorsichtigen Anlauftests vor dem Haus stelle ich doch einigermaßen erstaunt fest, dass meine neuen Lieblingsschuhe ein weiteres Talent offenbaren: brauchbaren Schnee-Grip! Das hebt mein Vertrauen in den Untergrund und auch meine Stimmung. Letztere allerdings, das gebe ich offenherzig zu, leidet aufgrund der –widrigen Witterungsbedingungen während der 10 Minuten Einlaufphase enorm und ich überlege schon, doch etwas zu verkürzen. Es ist schon seeehr ekelig im Gesicht und nicht nur da.
Aber- auch das geht vorbei, und nach einem Kilometer Tempo und dem Erreichen meiner Betriebstemperatur läuft´s. Von jetzt an kommt fast so etwas –ich wage es gar nicht zu schreiben– SPASS am heutigen Laufen auf. Eigentlich sollen´s nur 7 km werden, aber irgendwie will ich gar nicht mehr aufhören, und so gibt´s am Ende eine(n) Bonusmeilekilometer. Tja, Freund Schweinehund, da kannste heute mal schön in deinem Stall bleiben. Mit mir nicht!
Und das ganze rein Netto (ohne Ein-/Auslauf):
Und weiter? Na, jedenfalls kein Tempo. Ist mir zu kalt. Bin eben kein Lappe. Komme aus gemäßigten mitteleuropäischen Gefilden. Also Partnerlauf am Mittwoch. Von 5 möglichen Mitläufern bleibt am Ende nur ein frostresistenter Tapferer übrig: der liebe Markus! Da hat er wohl letzte Woche Blut geleckt! Ich wär´ auch alleine gelaufen, aber so macht´s mehr Spaß. Zumindest heute. Zugegebenermaßen dauerte es heute etwas länger, die Betriebstemperatur zu erreichen. Fast 20 Minuten! Okay, bei -8° in der Innenstadt darf das auch so sein. Ansonsten ist es, wie auch schon in der letzten Woche, ein unspektakulär-schöner Lauf, genau das Richtige zum Feierabend und für´s trainingsplanorientierte Kilometersammeln.
Der Samstag ist der neue Freitag! Zumindest lauftechnisch, denn ausnahmsweise geht´s heute auf die LaLaLa (Langsamer Langer Lauf)-Piste. Rein ins winterliche Vergnügen! Hossa, was ist das? Klirrrend kalt (mit 3 r), und –irgend so ein helles Ding von oben. Ein SEHR helles Ding!!! Ich muss direkt hier nachsehen um sicher zu sein, dass es das ist, was ich vermutete, denn ich kenne diese leuchtende Himmelsmurmel schon gar nicht mehr.
Es ist ein phantastischer Lauf, es ist ein großartiger Lauf! Über Stock und über Stein geht´s quer durch die Feld- und Waldlandschaft von Falkensee, die Sonne mal von vorn, von der Seite und von hinten. Eine unangenehme und vor allem unvorhergesehene Hügelsteigung unter Lockerschnee-Bedingungen verpasst dem Lauferlebniss den spannenden Kick und ist die einzige –Unregelmäßigkeit in einem fast meditativ zu nennenden traumhaften Wintersonne-Lauf.
105 genussvolle Minuten, 15,7 entspannende Kilometer, ich weiß schon, warum ich mich bereits vorher auf diesen Lauf so gefreut hab!
Ein würdiger Abschluß für eine feine Laufwoche, und falls nächste Woche der Sommer zurückkehrt, gelobe ich ein Intervalltraining zu absolvieren. Man wird sehen… 🙂
Super schön geschrieben. Macht immer wieder Spaß deinen Post zu öffnen.
Danke und LG nach Berlin
PS: Du schafftst das locker 🙂