Tauern-Höhenweg, Tag 2

Ordentlich Wasser vor der Hütt´n: der Giglach-See

Ordentlich Wasser vor der Hütt´n: Blick von der Ignaz-Mattis-Hütte zum Giglach-See

2. Tag, 15.06.

Alles Wasser kommt von oben

Von der Ignaz-Mattis-Hütte zur Keinprechthütte

Es regnet. Immer noch. Schon wieder. Egal. Thomas und ich beschließen, dass heute erstmals unsere bereits seit letztem Jahr sinnlos mitgeführten Gamaschen zum Einsatz kommen dürfen. Wir dachten ja immer, die brauchen wir irgendwann mal. Und heute, heute ist es soweit.
Markus´ Theorie: super, dann hört es bestimmt auf zu regnen! Das klassische Regenschirm-Theorem, wer kennt es nicht. Um die Spannung nicht allzu unerträglich zu gestalten: heute greift diese Theorie, leider, nicht…

Hier beginnt unsere heutige Reise

Hier beginnt unsere heutige Reise

Eine merkliche Änderung zu gestern ist aber auf jeden Fall die komplette Abwesenheit von Wind. Das macht sogar die Temperaturen von knapp 8 Grad erträglich, zumal wir uns ja heute kleidungstechnisch direkt dem Klima angepasst haben.
Ja, in der Not lernt man offensichtlich am schnellsten: unter meiner ehemals regendichten Jacke trage ich ein Leih-Kleidungsstück von Thomas, eine (relativ) wasserfeste Jacke, die zumindest das Gröbste an Feuchtigkeit von meiner Haut fernhalten soll. Und das tut sie auch, neben einem moderat wärmenden Faktor.

Wolkige Gipfel...

Wolkige Gipfel…

Das ich dennoch eine gewisse Feuchte im Funktionsshirt verspüre liegt vor allem daran, dass das erste Wegstück mit einer moderaten aber konstanten Steigung ordentlich Schwung in den Kreislauf bringt! In der Folge entsteht Schweiß, ich werde also quasi von innen nass. Davor schützt mich keine Jacke.
Hoffentlich lässt meine „Regen“Jacke zur Belohnung auch die Nässe raus!

Ein Waldschrat!

Wald mit Schieflage

03-Weg

…und neblige Wälder


Mittach iss feddisch!

Mittach iss feddisch!

Mittagspause!

Gegen Mittag begegnet uns eine schöne Lunch-Gelegenheit in Form der Duisitzkarsee-Hütte, deren sichtbarer Rauch aus dem Schornstein unsere feucht-kalten Körper schon aus der Ferne geradezu magisch anzieht. Hier genießen wir eine kleine Brotzeit (was die eigenen Vorräte etwas schont…) und trocknen ein wenig vor uns hin.
Derweil öffnet der Himmel draußen alle Pforten, und ein stetig kräftiger werdender Landregen rauscht hernieder. Wir sind einigermaßen glücklich, jetzt nicht draußen zu sein. Tatsächlich ist das Wetterglück uns heute, den Umständen entsprechend, hold; denn eine knappe Stunde später geht der Regen wieder in seine sanftere Vor-Pausen-Intensität über. Fast sommerliche Bedingungen! Die Motivation bei grauem, trüben Regenwetter vor die Tür zu gehen ist naturgemäß eher reduziert, unsere Körper geraten dazu nach der Mahlzeit in ein leichtes Fress-Koma — höchste Zeit zum Aufbruch also, sonst schaffen wir die zweite Hälfte nie.

Klare Sache: ein Bergsee

Ganz klare Sache: ein Bergsee

Der folgende Weg führt durch einen Wald, was eine durchaus willkommene Abwechslung zu der karg-felsigen Berglandschaft darstellt. Einzig ein paar wirklich glitschige Wurzeln trüben den grünen Naturspaß etwas, aber die uns mittlerweile eigene Tritt-Achtsamkeit bewahrt uns vor ungewollten matschigen Bekanntschaften.
Diese Achtsamkeit zahlt sich gleich doppelt aus, denn ein weiteres sehr lebendiges Hindernis zwingt uns immer wieder zum ausweichen: durch die hohe Feuchtigkeit sind zahlreiche Molche „on the road“, die wir mit geschickten Schritten umgehen. Das ist manchmal wie Zickzack-Laufen!
Landschaftlich kommt man sich zwischen all den dichten Nadelbäumen und den wundervoll bemoosten Felsbrocken ein bißchen wie in einem Märchenwald vor. Die eher trübe Umgebung taucht alles in eine zwielichtige Atmosphäre, was den interessanten Gesamteindruck noch erhöht.

Und während wir so gemütlich vor uns hin wandern erreicht ein entferntes, etwas seltsames Geräusch unsere Gehörgänge. Sofort gibt es wildeste Spekulationen: Markus vermutet irgendein ein gefiedertes Tier, Thomas ist sich komplett unschlüssig, ich tippe auf einen elektronischen Wecker. Tja, wir liegen alle falsch (außer Thomas…), aber wer rechnet denn auch mit so etwas, einfach hier draußen, wo überhaupt kein Mensch unterwegs ist (außer uns)?
Die Lösung (unbedingt mit Ton ansehen!):

Wilde Wasser...

Wilde Wasser…

...an wilder Hütte!

…an wilder Hütte!


Zu Hause! Zumindest für 2 Nächte

Zu Hause! Zumindest für 2 Nächte

Und wir wenden uns´re Schritte zu der heimatlichen Hütte…

Nach einigen Auf´s und ein paar Ab´s erreichen wir an einem kleinen wilden Fluss das letzte Wegstück des heutigen Tages, eine geschotterte Wirtschaftsstraße.
Diese Wegbeschaffenheit ist nicht nur angenehm knieschonend (mein rechtes Knie zickt besonders bergab ein wenig herum…) sondern auch mal recht entspannend, muss man doch nicht ständig darauf achten, wo man hintritt.

Und zum Abendbrot? Grill-Stiefel!

Und zum Abendbrot? Grill-Stiefel!

Gegen 16 Uhr kommen wir in der Keinprechthütte an. Das niederländische Pärchen ist bereits dort, die beiden haben einen kürzeren Weg genommen. Hätten wir auch machen können, wollten wir aber nicht, um mehr von der Wanderung zu haben.
Das mag jetzt in Anbetracht der Witterung ein wenig seltsam klingen, tatsächlich bescherte uns der „Umweg“ sogar einen lustigen Umstand: der kräftige Mittags-Regen, den wir in einer trockenen Hütte erleben durften, hat die beiden voll erwischt. Tja, manchmal lohnt eben der längere Weg.

Gemütliche Runde mit einem Niederländer und Stuttgarter

Gemütliche Runde mit einem Niederländer und Stuttgarter

Zum Abendbrot esse ich ein leckeres Gulasch, Markus und Thomas gönnen sich einen Schweinebraten. Danach unterhalten wir uns noch mit einem weiteren Wander-Pärchen aus Stuttgart, auch diese beiden wollen den weiteren Tauern-Weg beschreiten.
Na, da sind wir ja jetzt schon zu siebt auf der Wanderung.
Gegen halb zehn gehen Markus und Thomas schlafen, ich lese noch eine halbe Stunde. Die Nacht ist deutlich schlafhaltiger als die letzte, ich bin aber auch ganz schön müde…

Gute Nacht!

Gute Nacht!

Erkenntnis des Tages: Trotz Regenschutz kann es regnen! 😉

Top des Tages: Phantastische abwechslungsreiche Landschafts-Eindrücke
Flop des Tages: Nässe. Von außen & von innen….

zurückgelegte Strecke: 10,4 Kilometer / 615 Meter aufwärts, 730 Meter abwärts

Hier geht´s zu Tag 3! —–>

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