(Anm. d. Autors.: Ich mag den Sommer. Wundervoll warme Tage; herrlich laue Abende, die zum Draußenverweilen einladen; man kann leicht bekleidet statt dick eingemummelt im Freien flanieren; es ist schönstes Badewetter – kurz: Sommer ist einfach toll! Ich schreibe das auch nur, falls im nachfolgenden Text ein geringfügig anderer Eindruck entstehen sollte…)
Ich hasse den Sommer. Ekelig heiß, nervtötende Sonne, schwül und schwitzig – einfach oll.
Und dann werden auch noch Laufevents abgesagt, weil es ja auch sooo ungewöhnlich ist, dass es an einem 27. Juli, mitten im Sommer also, mal 35° warm werden kann. Das ist ja beim besten Willen nicht zu vertreten, bei solchen Temperaturen 10 Kilometer zu laufen. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder für sich selbst (!) Verantwortung tragen würde!
Danke, lieber SCC (=Veranstalter), dass du mich vor dieser völlig gesundheitsschädlichen und kreuzgefährlichen Aktion beschützen möchtest, nicht dass ich mich leichtsinnig wie ich nun mal bin in den sicheren Hitzetod stürze. Na, immerhin darf ich ja 5 Kilometer, selbstverständlich ohne Wertung (hätte ja sonst ehrgeizigsten Wettkampfcharakter zur Folge!), laufen. Und weißt du was? Das mache ich auch!
Okay, nun aber genug der Unmutsbekundungen, auf ins Vergnügen!
Der Spaß beginnt!
Ääääh, Vergnügen? Nunja. Aber, so fragt sich möglicherweise die geneigte Leserschaft, was ist es dann, was mich diese verwegene Aktion durchführen lässt?
Eine gute Frage! Darauf habe ich 3 konkrete Antworten: 1.) Weil ich Bock ´drauf habe. 2.) Weil ich wissen möchte, wie man sich so körperlich (und mental!) fühlt, wenn man bei Hitze einen kleinen Wettkampf läuft, und schließlich 3.) weil es danach ein Erdinger AlkFrei gibt. Nun, Punkt 3.) könnte ich mir auch ohne die vorhergehende Selbstfolter erfüllen, aber mal ehrlich: so ein Bierchen schmeckt doch viiiel besser NACH einer solchen Tat, nicht wahr?!?
Die Michi, meine Hin-Und-Wieder-Lauf-Partnerin macht auch mit, zu zweit startet es sich schließlich leichter. Ins Ziel kommen muss man ´eh alleine… Ebenfalls mit am Start ist Andreas, ein lieber Arbeitskollege, und seine Frau. Jetzt sind wir ein lustiges Quartett, welches auch zirka ein Kilometer lang eins bleiben wird….
Los! Aber bitte schön laaangsaaam…
Okay, der Start wird zweigeteilt, erster Start ist um 19:50, das zweite „Feld“ wird um 20:30 auf den Ku´damm entlassen. Blöcke braucht man bei 5 Kilometern nicht. Außerdem heißt das Teil jetzt „FunRun“ und der liebe und fürsorgliche Onkel Doktor Brechtel rät dringendst vom Schlussspurt mit den Worten „das brauchen wir heute wirklich nicht“ ab. Die Gesundheitstips, die GEGEN das Laufen sprechen nehmen dann auch einen beachtlichen Teil des Vorstart-Prozederes ein. Hoffentlich gibt es keine Disqualifikation, wenn man schneller als 7 km/h läuft.
Zugegebenermaßen ist allerdings auf dem ersten Kilometer trotz deutlich geschrumpfter Teilnehmerzahl kein höheres Tempo möglich, immer wieder blockieren die auch mit dem Feld gestarteten Walker (!) den möglichen Geschwindigkeitszuwachs des ambitionierten Läufers. Wahrscheinlich sind das vom SCC ins Feld geschickte Anti-Pace-Maker. Der erste Kilometer ist außerdem 1,5 Kilometer lang, durch das ständige Umschlängeln der ruhigen Entspannungsläufer. Merkliche Besserung tritt erst ab Kilometer 2 ein, das Feld der Laufverweigerer hinter mir lassend geht´s ab jetzt auch schneller.
Gut, es ist tatsächlich ziemlich heiß und vor allem schwül, ich merke das trotz des Lauf-Windes im Gesicht an gänzlich ungekannten Schweißmengen, welche sich den Weg durch meine Poren bahnen. Welch willkommener Augenblick, als an der Wasserausgabestelle bei KM 2,5 eine zusätzliche Wasserfontäne Straße und Läufer mit köstlichem kühlem Nass von oben benetzen! Die Atmosphäre rund um die Läuferstrecke ist bezaubernd, Zuschauer, die uns Läufer wahlweise für verwegen oder gänzlich bescheuert halten geben uns stimmungstechnisches Feuerwerk und die obligatorischen Samba-Bands liefern vermutlich mehr Höchstlesitung als so mancher Läufer.
Wendepunkt erreicht, zurück nochmal die gleiche Strecke. Und die ziiiieht sich wie Kaugummi. Leider ist mein Schweiß alle, weshalb mir immer wärmer wird. Mein Tempo zu halten erweist sich als echte Herausforderung für Kopf, Herz und Beine. Rein aus Protest lege ich natürlich noch einen Endspurt hin und überquere die Ziellinie bei respektabler 23:08-er Zielzeit. Natürlich stoppe ich meinen Forerunner wie immer zu spät… 🙂
Die Pace liegt einen Hauch unter (oder besser: über) der Firmenlauf-Zeit, in Anbetracht der klimatischen Umstände völlig angemessen. War eben ein ruhiger Lauf… 😉
Jetzt genieße ich das gottverdammt beste alkfreie Bier aller Zeiten, welches bereits auf dem Weg zu meinem Magen komplett absorbiert wird, da muß gleich noch ein zweites her. Bei untergehender Sonne, erstem gewittrigen Wetterleuchten am Abendhimmel und immer noch gut 30° bei tropischen Luftverhältnissen klingt der Abend in gemütlicher Viererrunde aus.
Als Fazit lässt sich festhalten: extrem heiß, extrem schöne sommerliche Atmosphäre, tolle Stimmung, eindeutig zu kurze Strecke, gerne wieder. Aber dann, lieber SCC, überlasst es doch bitte den Läufern, wie sie sich bewegen wollen, ja? Gilt noch anzumerken: von gut 4.500 Teilnehmern insgesamt gab es gerade mal einen Kreislauf-WasAuchImmer….