Eine weitere Tapering-Woche sollte dies werden, was bedeutet: etwas weniger Kilometer zur allgemeinen körperlichen Entspannung. Am Ende jedoch kommt es oft anders als man denkt…
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Montag
Eigentlich steht ein GA2-„Flotter-10er“ im Plan, eigentlich habe ich heute GAR keine Lust, dann möchte ich eigentlich doch lieber die Intervalle vom Mittwoch vorziehen – hach, was mache ich nur?
Nun, ich höre auf meinen Bauch: hey, der Plan steht, irgendetwas wird mich schon veranlasst haben, das Ding so zu basteln, also los! Und „eigentlich“ ist ja nun wirklich ein total bescheuertes Wort.
Raus geht´s an die frische Luft, die sich diesen Namen heute abend sogar ehrlich verdient hat! Bei knapp 20 Grad lockt zumindest ein angenehmes Laufgefühl und besiegt die aufkeimende Unlust. 10 Kilometer möchte der Plan gern umgesetzt wissen, aber gern doch!
Meine heutige Strecke beinhaltet die eine oder andere moderate Steigung (was man im Land Brandenburg eben als „Steigung“ definiert), selbige bringen eine feine zusätzliche Würze in´s heutige Lauftraining.
Und wie das eben bei mir oft so ist: am Ende bin ich zwar ein wenig erschöpft aber auch sehr zufrieden, und das gleich aus 2 Gründen: 1.) Meine Herzfrequenz blieb für das ordentliche Tempo wunderbar gelassen, und 2.) ich war heute laufen. Planmäßig.
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Mittwoch.
Huch, was ist denn nun los? Da fällt ja Wasser vom Himmel! Aber wenigstens sind es noch gute 23 Grad, sonst hätte ich wahrscheinlich schon ein softes Herbstfeeling bekommen.
Nicht, dass ich damit ein Problem hätte, ich mag den Herbst. Jetzt schon! 😉
Es ist somit etwas schwül aber durchaus erfrischend, beste Bedingungen also für ein zünftiges Intervall-Training, und da wir ja diese Woche im Tiefenentspannungsmodus mit reduzierten Distanzen sind (denkt am Ende des Beitrages an meine Worte!) brauche ich heute bloß 7 mal den Kilometer zu erlaufen.
Damit ich nicht wegen akuter Unterforderung beim Training einschlafe laufe ich die Intervalle mit einem knappen 4:20-er/km-Schnitt, was sich dann doch als veritable Herausforderung darstellt! Vor allem deshalb, weil es ja ein Ziel des Intervall-Trainings ist, den letzten Abschnitt (mindestens) so schnell wie den ersten zu laufen.
Legt man also gut vor wächst der Druck.
Um mich selber zu belohnen laufe ich das letzte Intervall besonders schnell. Na gut, „Belohnung“ ist etwas übertrieben, aber irgendwie klappt´s mit meinem Ziel „der letzte Kilometer wird der schnellste“. Und DAS ist eine Belohnung! 🙂
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Ach, ehe ich´s vergesse: natürlich habe ich am Dienstag brav meine 90 Minuten Kraftsport absolviert, und ebenso natürlich habe ich am Donnerstag im BauchExpress alles gegeben!
Das Recumbent-Bike fahren habe ich ein weiteres Mal sein gelassen, einfach aus Angst, morgen nicht genug Energie zu haben…
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…und dann ist mal wieder Freitag.
Im Plan stehen 30 Kilometer, denn eigentlich ist ja Tapering-Woche. Aber mir lässt die wie ein riesiger Berg vor mir stehende Ziel-Distanz von 35 Kilometern keine Ruhe.
Zeit also für einen weiteren Versuch, trotz Ruhemodus-Woche gegen diese magische Grenze anzulaufen.
Ich bin ehrlich, seit ein paar Tagen fürchte ich mich ein wenig davor. Was, wenn´s wieder nicht gelingt? Na, dann versuchst du es nächste Woche wieder, sagt mein Kopf. Uhuhu, das wird dann wohl nix mit dem Marathon, sagt mein Bauch.
Schnauze, alle beide, heute klappts!
Die Voraussetzungen sind zumindest klimatisch günstig: gerade mal 22 Grad und bewölkt, leichte Tendenz zum Regnen.
Einziges kleines und nahezu unbedeutendes Handicap: wir haben einen merklichen Westwind. Und da ich heute ausschließlich gen Westen reisen werde wird mich selbiger wohl den ganzen Lauf über begleiten.
Ja, heute werde ich ein weiteres Mal nach hause laufen, und da die Strecke von vor 3 Wochen mit 30 Kilometern ein wenig zu kurz ist (kurz– muhahaha!:-)) plane ich einen schönen 5-Kilometer-Umweg durch Berlins Mitte ein. Wir Läufer sind schon ein masochistisches Völkchen, nicht wahr?!?
Das Wetter wird mir also heute keine Ausrede im Falle des Scheiterns liefern, und um einen weiteren Aspekt auszuschließen, nämlich den des Mineralienverlustes durch Schwitzen, mische ich heute einen mineralischen Muntermacher meinem Trinkwasser bei: Natriumhydrogencarbonat, kurz: Natron!
Diesen Tip habe ich in den Weiten des WWW entdeckt und beschlossen, das heute mal zu testen. Nun ist alles bereit für einen neuen Versuch, meine Distanz-Nemesis zu bezwingen.
Pünktlich kurz vor vier starte ich, die Route führt mich vom Alexanderplatz über Jannowitzbrücke zunächst Richtung Gendarmenmarkt, weiter zum Tiergarten, über die Straße des 17.Juni vorbei an der Siegessäule und zum Regierungsviertel.
Danach verlasse ich die dichtbevölkerte Berliner Innenstadt und laufe vorbei am Hauptbahnhof in Richtung Wedding.
Am Plötzensee liegen die ersten 15 Kilometer hinter mir, und ich vermeide krampfhaft jeden Gedanken an die noch zu bewältigenden 20 weiteren Kilometer. In jedem Falle gehts mir grundsätzlich gut, ich bin komplett im Flow.
Hin und wieder nehme ich einen Schluck aus der Pulle, das Wasser schmeckt ein wenig metallischer als sonst. Bestimmt eine Folge der oben erwähnten Anti-Mineralverlust-Pille. Und so gleite ich dahin, ab und zu verspüre ich eine latente Müdigkeit, aber das ist nicht weiter schlimm. Im Großen und Ganzen läuft es prima!
Und zwar so prima, dass ich mir bei Kilometer 24 so überlege, doch mal eine im Plan für ursprünglich letzte Woche vorgesehene „Endbeschleunigung“ zu versuchen.
Das bedeutet, die letzten Kilometer in der geplanten Marathon-Renngeschwindigkeit zu laufen. In meinem Falle, ich strebe ein grobes 4-Stunden-Ziel (ohne Leistungsdruck) an, sind das zirka 5:30 Minuten/Kilometer.
Also ziehe ich behutsam das Tempo an.
Ui, nicht nur das Tempo zieht, sondern auch die Beinmuskeln! Ich merke überaus schnell 2 Dinge: erstens bewege ich mich ganz eindeutig in ungewohntem und unbekanntem Terrain und zweitens ist das körperlich und mental ganz schön fett! (Übrigens: In der Herzfrequenzkurve kann man sehr schön den Anstieg selbiger so zwischen Kilometer 20-23 sehen, ein Zeichen für schnelleres Laufen und schnelleren Energieverlust… ;-))
Die letzten Kilometer ziehen sich ganz schön in die Länge, ich sehne mich nach dem Ziel. Immer schwerer wird es, das Tempo zu halten, alles an mir möchte einfach nur stehenbleiben und sich ausruhen.
Ach, einfach nur stehenbleiben.
Oder wenigstens langsam gehen.
Nix da- weiter!
Die Marke von Kilometer 30 ist geknackt, die Heimat naht! Bei Kilometer 32 jubele ich innerlich, zumindest im Rahmen meiner verbleibenden Möglichkeiten. Eine leichte aber vertretbare Übelkeit begleitet mich seit 3 Kilometern, ist aber nichts Ernstes.
Noch eine letzte Zielgeraden, und aus lauter Freude und Übermut schmeiße ich die letzten Kohlen(-hydrate) ins Feuer und gebe ein letztes Mal Gas: den letzten Kilometer erlaufe ich in 5:07 Minuten. Irre, was so alles in einem drinsteckt!
Überaus glücklich und mindestens genauso zufrieden stoppe ich bei 35,22 Kilometern, freue mich über einen großartigen neuen Abschnitt in meiner Läuferkarriere (erstmals über 35 Kilometer – Rekord!) und staune über die insgesamt niedrige Herzfrequenz.
Ja, ich bin total erschöpft, aber irgendetwas in mir sagt, da wäre auch noch mehr drin gewesen. Ein gutes Omen für die Dinge, die da kommen werden.
Und was sagt der spontane Körpercheck?
Die Waden fühlen sich an wie Granit: genauso unnachgiebig. Meine dezent schmerzenden Achillessehnen lassen mich eher tippeln als laufen, aber sonst ist alles tippitoppi, keine merkbaren Schäden. Sehr schön!
Ein großes Glas Kakao füllt meine Kohlehydratspeicher wieder auf, die erste feste Nahrung geht aber erst nach gut 2 Stunden ´rein. Hunger habe ich zwar keinen, aber damit ich nicht komplett unterzuckere gönne ich mir ein Stück Himbeerkuchen, dass meine liebe Frau Manu für mich aufgehoben hat.
Den Abend verbringe ich liegend und völlig erschöpft auf der Couch.
Ich habe es geschafft, geht mir durch den Kopf. Und: es hat Spaß gemacht! Wow.
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Ich bin da mal ganz ehrlich: die Sonntagsläufe sind jetzt nicht so meins.
Immer noch den fetten Lauf des Freitags in den Beinen ist nach dem Ruhe-Samstag ein zweiter Entspannungstag bestimmt total angenehm. Aber: der Plan will es, der Plan kriegt es – 8 Kilometer im gemütlichen GA1-Tempo (bedeutet etwas über 6 Minuten/Kilometer) werden ja wohl drin sein, oder?!?
Und bestimmt haben die einen gaaanz wichtigen Trainingseffekt und lassen mich zur Ausdauerrakete werden. Ganz bestimmt.
Also schnalle ich mir meine „Sofakissen“ (Asics Nimbus 13) unter die Füße.
Im Normalfall laufe ich die ja wegen ihrer krassen Dämpfung nicht (mehr) so viel, aber in Anbetracht der Anstrengungen im Training brauchen meine Füße auch mal ´ne kleine Erholung. Und in diesen Schuhen können sie sich muskulär ein wenig entspannen.
Ich achte allerdings sowieso darauf, immer mindestens 3 verschiedene Laufschuhe in der Woche zu tragen, vom Minimalisten (Nike Free 3.0) über meinen Lieblings-Wettkampfschuh (Brooks PureFlow) bis zum voraussichtlichen Marathon-Langläufer (NewBalance NB 980).
Meine Füße macht´s hoffentlich glücklich, bisher zumindest geht das Prinzip auf.
Vom Lauf heute gibt es nix zu berichten, außer dass ich, bepackt mit einer Brötchentüte, am Ende noch einen ganz speziellen Google+-Laufcommunity-Kilometer oben drauf packe. Schließlich wollen wir ja im Kilometerspiel ordentlich punkten, oder?!? 🙂
runalyze.de8,3 km DL GA1 am 17.08.2014
Und der Bonus 😉 :
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Auf zur Wochenbilanz!
Sieht so eine Taperingwoche aus?
Wir meinen: Nein! Ruhe geht definitiv anders. Aber sie wird später nachgeholt, versprochen.
35 ist die Zahl der Woche. Und damit ist schon alles gesagt und geschrieben.
Ach, außer vielleicht: André, wenn du das hier liest bin ich am Freitag sicher und wohlbehalten zu hause angekommen. Ich habe dir ja versprochen, dir das mitzuteilen. (Nur für Insider… 😉 )