Sonntag, 19.Mai 2013.
Falkensee wird weiträumig abgesperrt. Besorgte Eltern nehmen ihre Kinder vom Bürgersteig, Bäume werden mit Schaumgummipolsterung am Stamm versehen.
Ein letztes Mal wird jeder Stein, jeder gefallene Zweig, jede Vorjahreskastanie vom Asphalt akribisch entfernt, die Standfestigkeit der Laternenmasten und Straßenbegrenzungen überprüft, und dann ist es soweit:
Die Suche des Kleinfüßigen
Wie es dazu kam? Sehr einfach: ganz spontan! Da ich ja immer am Grübeln bin, was man so außer laufen noch draußen machen könnte fiel mir fahrradfahren ein. Aufgrund meines Schadens, also den an meiner Lendewirbelsäule meine ich, ist diese Sportart, da sitzend auszuführen, nicht an erster Stelle. (Wobei, es gibt ja auch so Liege-Räder. Hmmm…)
Okay, wat jibbet noch? Da ich ja durchaus gern schnell unterwegs bin fiel der Gedanke folgerichtig auf eine der wenigen aufrechten Straßensportarten: Inlineskaten! Und so hieß es vor gut einer Woche und nach circa 3 Tagen Internet-Recherche: auf in den nächsten Intersport, lustige und gefährlich aussehende 8-Rollen-Schuhe anprobiert und schnell festgestellt: ich lebe auf kleinem Fuß!
Gut, das wusste ich auch schon vorher, dass dies aber ein Problem werden könnte (bei Laufschuhen ist das weitestgehend unproblematisch…) offenbarte sich erst beim Aussuchen von Skate-Schuhen. Ich sag´ mal so: für eine Frau habe ich wirklich schöne kleine und schmale Füße! Nur bin ich leider (?) keine, muss aber dennoch mit 24,5 cm Fußlänge (ca. Schuhgröße 39/40) irgendwie zurecht kommen und ging also auf die Suche nach größentechnisch passenden Männer-Skates. Der Vorteil: aufgrund der sehr eingegrenzten Möglichkeiten fällt die Auswahl leichter. Viele Modelle beginnen erst ab Größe 41, ich brauche aber (höchstens) eine 40,5 ! Ich hätte ja auch Frauenskates genommen, aber die haben fast immer irgendwelche „Design“elemente die ich nicht so passend finde.
Billig-Skates aus´m Supermarkt lehnte ich von vornherein ab, wenn schon, so dachte ich mir, dann auch vernünftig. Was soll ich lang reden: ich wurde am Ende beim Hersteller K2 fündig. Dass es dann noch ein schönes Modell (aus meiner Sicht) wurde, welches meiner persönliche Ausrichtung in Sachen Naturnähe gerecht werden sollte, war so nicht geplant aber eine willkommene Überraschung!
Bei unserer lokalen Galeria Kaufhof ließ ich mich sehr kompetent beraten und versuchte in den Schuhen meiner Wahl wunderbar wackelige erste — „Schritte“. Bei Größe 40 fühlte sich mein Fuß eng umschlungen, wie es sein sollte, ab zur Kasse, hundertneunundzwanzig Euro plus vierundzwanzigfünfundneunzig für eine passende Schutzausrüstung – fertig ist die Grundausstattung für eine interessante Alternative zum Laufen!
Aus der Fahrschule geplaudert
Die ersten Rollversuche sind – bestenfalls lustig. Also, für den geneigten Zuschauer, versteht sich. Man soll ja vorher mal das Hinfallen üben (!), damit man sich technisch korrekt auf die Schnauze packt. Das Üben brauche ich nicht, mich haut´s gleich auf den ersten Metern direkt zweimal um. Cool, diese Schützer schützen wirklich! Das Nach-Vorne-Fallen will tatsächlich geübt werden, es ist sehr verführerisch, sich rückwärts sinken zu lassen. Dies allerdings würde mir meine defekte Bandscheibe wohl noch defekter machen. Also: achtsam stürzen! Eine ganz wunderbare Gelegenheit, mal direkt hier drauf zu verweisen, schlussendlich ist Herr Adams ja in Sachen Lebensphilosophie mein perfekter Ratbegeber!
Nach meinen ersten beiden Falltests 😉 klappt das achtsame Stürzen zumindest einigermaßen. Jetzt wär´s nur schön, wenn es mit dem Rollen auch so leicht wäre! Blöd, die Füße gleiten immer weg. Gar nicht so einfach, den richtigen Vorwärts-Drall zu bekommen. Als grundsätzliches Hindernis stellen sich dabei meine läuferischen Fähigkeiten heraus: Skaten ist nämlich das komplette Gegenteil!
Die erste Stunde ist dann auch eher halbwegs kontrolliertes Gestolper über eine wunderbar asphaltierte Straße, ab Stunde 2 erkenne ich erste Elemente eines -ich traue mich kaum, es so zu nennen- Flow´s! Das sieht immer so schön leichtfüßig aus, bei diesen ganzen Roll-Profis. Was soll´s , ich denke, das kommt noch mit der Zeit. Obiges Video entstand dann in Stunde 3 am gleichen Tag. Ein herzliches Dankschön an meine Schwägerin in spe, die mir mit prüfendem Auge mehrere hilfreiche Hinweise gab. Ich sage nur: „Vau!“.
Mir scheint, ich habe eine sommerliche Laufalternative gefunden, welche es jetzt noch zu erlernen gilt. Bis dahin wird noch einiges Wasser die Havel herunterfließen und vielleicht ein komplettes Schutzset passé sein, aber ich bin da guter Dinge. Macht schon in meiner Vorstellung Spaß, der Gedanke an schnelles Gleiten über die schönen Wege hier in der Gegend. Und wenn´s so gar nicht rollen will, hey, dann lerne ich eben fliegen. Danke, Douglas Adams!