Mein Leben jenseits der anaeroben Schwelle


Niemand vergisst sein erstes Mal. Im Grunde ist´s völlig egal, um welches „Erstes Mal“ es sich handelt, solange es entweder eindrucksvoll genug oder auch einfach nur mit einem persönlichen Ziel verbunden war. Wenn also persönliche Träume, innigste Erwartungen und tatsächliche Realitäten exakt übereinander passen und schließlich eine Einheit ergeben — das ist dann dieser magische Moment, dieses Erste Mal.

Nun ist so etwas grundsätzlich schwer zu beschreiben aber wunderbar zu erleben, und mir ist es vor ziemlich exakt 2 Jahren widerfahren, als ich nämlich zum ersten Mal in meinem ganzen Leben freiwillig an einem sportlichen Wettkampf teilnahm, dem Berliner Firmenlauf 2011. Der Start, der Lauf und schließlich das durchlaufene Ziel in Verbindung mit einer damals grandiosen Netto-Zeit von 34:18 Minuten (im Video: ganz links! :-)), all das behalte ich in guter und vor allem lieber Erinnerung. Ganz klar natürlich auch in diesem Jahr, wenn es heißt: Debutwettkampf reloaded!

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Und los!

Das Kribbeln
Ganz unglaubliche 9.000 Läufer begeben sich an den Start der mit 5,5 km baustellenbedingt leicht verkürzten Strecke. Klar dauert es erstmal ein ordentliches Weilchen, die Menschenmengen ordentlich über die doch recht schmale Startlinie zu bewegen, auf die vielleicht 10 LäuferInnen nebeneinander passen. Unsere Firma ist mit insgesamt 15 LäuferInnen vertreten, auf dem linken (oberen) Bild im Vordergrund sieht man übrigens die Michi, mit der ich schon ein paar auch hier verewigte Volkspark-Runden gedreht habe (auf dem unteren Bild habe ich sie eiskalt hinter mir gelassen… ;-)).
Ein typisches Mengenphänomen vor der Startlinie ist die dabei entstehende Wärme. Da es heute mit knapp 15° und starker Bewölkung einen Hauch von Herbst hat (also im Grunde das perfekte Läuferwetter ist) könnte man ent-jackt leicht ins Gänsehaut-Feeling kommen. Die Menschenmassenwärme verhindert das Gröbste, dennoch kribbelt es bei mir, je näher ich meiner historischen Startlinie komme. Eine ehrgeizige Zielsetzung im Kopf erreiche ich die Startlinie, und der Ernst des Laufens beginnt!

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Lauf, Thomas, lauf!

Auf gewundenen Pfaden
Typisch für große Starts ist natürlich auch der langsame An“Lauf“, der nur einen zögerlichen Laufschritt zulässt. Einziger Haken heute: was bei z.B. 10 Kilometern später noch gut zwischen Kilometer 3 – 8 korrigierbar ist, geht hier nicht. Es bleiben nur noch knapp 5 Kilometer, um das Ziel mit meinem Ziel zu durchlaufen!
Also: Läuferslalom! Das hält fit und hebt die allgemeine Konzentration. Im hinteren Mittelfeld gestartet slalome ich mich in schnellstmöglicher Pace durch die Läufermasse, mit Adleraugen vorausschauend jede Lücke nutzend. Das ist anstrengend, aber auch interessant fordernd. Nach gut 2 Kilometern stelle ich einigermaßen erstaunt fest, dass ich tatsächlich eine ziemlich brauchbare Geschwindigkeit auf den Asphalt lege.
Ebenfalls nach gut 2 Kilometern stelle ich fest, dass es tatsächlich ziemlich anstrengend ist, eine solch brauchbare Geschwindigkeit auf den Asphalt zu legen. Ansporn genug, um ab jetzt alles für den Pace-Erhalt zu tun! Bei Kilometer 3 gibt´s einen Getränkepunkt, den ich weeeiiit umlaufe, um der Wasserbecher-Flut zu entkommen. Dann gehts auf die Zielgeraden, die „Straße des 17.Juni“.

Wettkampf 24.05.2013, Herzfrequenz

Ab Kilometer 2 beginnt es: mein Leben jenseits der Schwelle!

Ziel in Sicht?
Dumm nur, dass die Zielgeraden mit knapp 2 Kilometern Länge 1.) ein Drittel der Gesamtstrecke ausmacht und sich deshalb 2.) enorm in die Länge zieht. Ich schmeiße noch 3 Kohlen in meinen Laufmotor und überwinde sämtliche „Ich-Kann-Nicht-Mehr!“-Gedanken. Meine Lungen wollen die Arbeit verweigern, meine Beine auch. Ist DOCH was anderes, auf kurzer Strecke die hohe Geschwindigkeit zu halten! Da, das Ziel. Ich hätte beinahe geschrieben: endlich 😉 Die letzten 200 Meter verbrenne ich meine allerletzten  Kohlehydrate, und dann überschreite ich die Ziellinie.

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Hinter Gittern Im Ziel 🙂

Moment, mein Forerunner stoppt bei 23:41. Das ist schneller als geplant. Und — wirklich, ich unterbiete mein ambitioniertes Ziel von einer 4:30-er Pace (wären 27 Minuten auf 6 Kilometer) deutlichst! 4:21 oder auch (hochoffiziell!) 23:40 Minuten auf knapp 5,5 Kilometer. Wow!
So fühle ich mich jetzt aber auch: völlig ausgepowert aber enorm zufrieden. Damit habe ich nun wahrlich nicht gerechnet. Und das, wo das Thema „Pace“ ja gar nicht so meins ist, ich doch eher auf Ausdauer laufe. Es ist immer wieder spannend, was man so aus seinem Körper (und der Psyche!) alles ´rausholen kann.

UrkundeFL-2013Als Fazit kann ich mit Fug und Recht sagen: dies heute ist ein würdiges, denkwürdiges und merk-würdiges Jubiläum 2 Jahre nach dem Debüt!

Apropos merkwürdig: eine bemerkenswerte Anekdote am Rande ist, dass der Sieger des Firmenlaufes, Samalya Schäfer, für das „Sri Chinmoy Meditationszentrum“ lief. Dies ist eine Institution, in welcher ich im September 2010 meine allererste, durch Verkettung zahlreicher interessanter Umstände entstandene Berührung mit dem Thema „Meditation“ hatte. Auch daraus wurde ein spannendes Hobby, vielleicht weil es sich in gewisser Weise gut mit dem Laufen verbindet…

Hier das Zieldurchlauf-Video. Siehe Bildmitte!

Und noch einmal die „technischen Daten“ der Laufstrecke:

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