Vom Dämpfungsmonster zum Zehenschuh: meine Laufschuh-Evolution, Teil 1


Vom Schlammtreter zum Sofakissen


Hinweis: der nachfolgende Text ist weder eine versteckte oder offene Werbebotschaft noch gilt er allgemeingültig für alle Leser-Füßchen. Vielmehr dient er als Erfahrungssammlung eines Läufers mit leichtem Hang zum (Lauf-)Schuhfetisch. Bleibt euch also nur eins: selber ausprobieren… 😉

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Fußfigurbetonte Schuhbekleidung!

Ich habe folgende Theorie: ein(e) Läufer(in) ist auch deshalb ein(e) Läufer(in), weil sich ihm (oder ihr) die geradezu phantastische Möglichkeit eröffnet, unter dem Mäntelchen der sportlichen Aktivität ohne jegliche Rechtfertigung ständig neue Schuhe kaufen zu dürfen! Sind ja schließlich das A und O des ernstmeinenden Laufsportlers, nicht wahr? Es ließt sich in einschlägigen Fachzeitschriften immer wieder sehr faszinierend, was sich die Laufschuhindustrie so alles Tolles einfallen lässt, um uns zu begeistern oder von der absoluten Notwendigkeit von „Boost-Technologien“ zu überzeugen. Die richtigen Laufschuhe verleihen Flüüüügel!
Ich gehe allerdings gerade den entgegengesetzten Weg und reduziere mein Schuhwerk gegen Null, was Dämpfung und Sprengung (=Höhenunterschied Vorfußbereich-Ferse) angeht: ich laufe seit 2 Wochen die FiveFingers, ein lustig anzusehender Hauch von Nichts unter den Fußsohlen! Wie konnte es soweit kommen? Nun, das soll euch diese kleine Geschichte vermitteln…

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Stock-Und-Stein-Schuh

Am Anfang war der Asics GelTrail Lahar. Damals, im eiseskalten und nebelschwadenverhangenen November im Jahre des Herrn 2010 trug es sich zu, dass ich dem Laufsport verfiel. Nur wusste ich das damals noch nicht. Dennoch sollten vernünftige Laufschuhe her, denn schließlich will man sich ja seine Knochen nicht ruinieren, und Laufschuhe sind das wichtigste Trainingsgerät für unsere Sport-Spezies.
Gedacht-getan, auf in den lokalen Sport-Supermarkt. Dem freundlichen Verkäufer schilderte ich in naiven, von massiver Unkenntnis geprägten Worten meine Ansprüche. Pronation oder Supination hielt ich damals noch für schwere Krankheiten, und Sprengung für die gewaltsame Beseitigung unerwünschter Objekte.
Rückblickend muss ich allerdings leider feststellen, dass die fachsportlichen Stärken des Verkäufers bestimmt im Bereich Fußball oder Sportangeln zu finden waren, denn am Ende eines kurzen Verkaufsgesprächs hielt ich wetterfeste Trail-Laufschuhe in der Hand, die für mich als unbedarften Lauffrischling natürlich als die perfekte Wahl erschienen. Das alles ohne Lauf-Video-Test oder irgendwelche sonstigen sportspezifischen Fragen oder Hinweise des Fachberaters. Verblüffend! Zur Rehabilitation möchte ich allerdings anmerken, dass mir die Allwetter-Asics zumindest auf nassen Matschwegen treue Dienste leisteten…


Da war mein zweiter Laufschuh schon ein ganz anderer und schmerzhafterer Griff ins Klo! Der Adidas Salvation war für meine Füße leider weder Erlösung noch Heil, eher das exakte Gegenteil davon. Und warum das alles? Weil ich jetzt leider wußte, was Pronation ist und die feste Meinung vertrat, mit dem Fuß nach Innen zu knicken und deshalb eine Pronationsstütze zu benötigen. Ich unterstelle der netten Verkäuferin in einem anderen Sportgeschäft meiner Wahl jetzt mal keine Inkompetenz, ich glaube, sie hatte einfach nur Angst, meiner Knickfußüberzeugung zu widersprechen. Kann ich verstehen.
Und so trug es sich zu, dass ich erstmals Blasen am Fuß kennenlernte. Denn, natürlich, wollten meine zarten Füße nicht gestützt werden. Bei mir dauert es allerdings immer ein bißchen, bis ich Dinge akzeptiere, die konträr meiner Vorstellung sind. Letztlich überzeugten mich die doch sehr unangenehmen Folgen des permanenten Blasen-Laufs, und ich legte den teuersten Fehlkauf meiner gesamten Schuhgeschichte ad acta.

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Gel Nimbus 13: Sofakissen „to go“! 🙂

Stattdessen ließ ich mich von oben erwähnter Verkäuferin kurze Zeit später fußtechnisch verfilmen und fand nach einigem Probieren den für mich passenden Laufschuh, diesmal wieder von Asics, Gel Nimbus 13. Ein fluffiger Schuh mit Wolkenname! Das sind echte Sofakissen für die Füße. Wahre Dämpfungsmonster, aber in Anbetracht meiner damaligen (wir schreiben das Jahr 2011) Rückfuß-Lauftechnik eine bestimmt sinnvolle Entscheidung.
Fortan glitt ich gut gestützt und samtweich gebettet durch die Straßen und Wälder meiner Heimatstadt, stetig den Laufradius erweiternd. Bis hinein ins Jahr 2012 waren die beiden Asics meine einzigen Trainingsschuhe, erst nach meiner Zwangspause wegen Rücken und der damit verbundenen Änderung der Lauftechnik im Juli 2012 erweiterte sich plötzlich mein Schuh-Kauf-Feld um die ganz erstaunliche Möglichkeit der Dämpfungsreduktion.

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Minimale 33-er: Harte Sohle, weicher Kern

Als Neu-Vor-Und-Mittelfuß-Läufer ist eine wabbelige Hacken-Federung im Prinzip völlig überflüssig, und erstmals gebar ich den Gedanken, mal komplett auf Dämpfung und Sprengung verzichten zu können. Huii, das wär was! Damit mir die Umstellung auf das Nicht-Mehr-Mit-Den-Hacken-Aufkommen leichter fiel holte ich mir, nochmals von Asics, die GelExcel 33, eine moderat gedämpfte (bei Asics gibt es selbst bei den ungedämpften Modellen noch ordentliche Dämpfung…) aber vor allem weniger gesprengte Fast-Minimalschuh-Variante.
Die ersten Läufe in den Schuhen verursachten vor allem eines: ordentlichen Muskelkater in den Waden! Holla, das tat schon ganz ordentlich weh. Aber so merkte ich wenigstens, welche Muskeln beansprucht wurden. Am Tag danach war allerdings jedes Treppensteigen ein wahres Abenteuer und jede Stufe ein kleiner Mount Everest! Die Schuhe und ich wurden aber dennoch schnell Freunde und sind dies bis heute. Lediglich die etwas starre Sohle sorgt auch heute noch für stärkere Laufgeräusche beim Aufsetzen, sie „rollt“ einfach nicht so gut ab. Ich trage sie aufgrund ihrer „starken“ Dämpfung ganz gern mal bei längeren Läufen und zur Entspannung für Wade & Achillessehne.


Im zweiten Teil meiner Schuh-Geschichte werden die Trainingsgeräte (materialtechnisch) immer weniger…

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2 Antworten zu Vom Dämpfungsmonster zum Zehenschuh: meine Laufschuh-Evolution, Teil 1

  1. AvatarMarco sagt:

    Der Artikel erinnert mich sehr an meine eigenen, schmerzhaften Erfahrungen.
    Mittlerweile laufe ich Kinvara von Saucony für lange Läufe und den Virrata für kurze Stecken und oh Wunder: keine Schmerzen mehr 🙂

    • ThomasThomas sagt:

      Ich denke, *fast* jeder Hobby-Läufer hat auf seine Art schon diese Erfahrungen gemacht 😉 In der „Saucony“-Welt habe ich mich bisher noch nie ausprobiert. Aber was nicht ist…
      Ich habe vor allem auch festgestellt, dass über Markengrenzen hinweg das „echte“ Probieren in mindestens 3-10 Läufen unersetzlich ist! Und da gehören die schmerzhaften Erfahrungen auf jeden Fall mit dazu.

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