Ein Schauer läuft durch meinen Körper.
Ich zittere.
Meine Zähne klappern.
‚Ah, ja.‚, ist mein erster Gedanke, ‚so also fühlt sich also kalter Entzug an.‚
‚Oder‚, so lautet der zweite, ‚ich sollte lieber nicht bei 3°C in kurzen Laufklamotten im Garten sitzen und kontraproduktiv-verachtende Flüche über den Zustand meiner Achillessehne austoßen.‚
‚Wenn ich´s mir recht überlege‚, und das ist mein dritter Gedanke, ‚hole ich mir hier draußen noch den Tod weg. Und dann nützt eine (hoffentlich) bald intakte Achillessehne auch nix.‚
Selbstmitleid bezüglich des geradezu perfekten Laufwetters, wunderbar grau & kreislauffördernd kalt, inklusive.
Aber, hey, ich halte mich tapfer an meine Laufpause, den kompletten November ganz brav und gesundheitsorientiert lauf-abstinent, da darf ich ja wohl mal ´rumjammern, oder?!?
Also gehe ich wieder ´rein, um meinen Crosstrainer glücklich zu machen. Naja, und auch ein klein wenig mich selber, natürlich. In erster Linie aber den Crosstrainer.
Der steht sonst immer so gelangweilt herum und hat nix zu tun.
Mann, was freut DER sich über meine Achillessehnenbeschädigung! Endlich wird er mal artgerecht eingesetzt. Ich sehe das logischerweise und naturgemäß etwas anders, schließlich bin ich ja Läufer. Und kein Crosstrainer.
Aber – ich will ja nicht undankbar sein. Ohne den stählernen Kollegen hätte ich wohl massive Probleme, meine Kondition zu halten. Und mein Gewicht. 😉
Rudern an den entsprechenden Gerätschaften als „Kardio-Sport“ fällt für mich als Bandscheibenopfer ja flach, und deshalb entdecke ich „dank“ meiner Verletzung die Freuden des Geräteturnens. Gerätespezifische Informationen dazu gab´s ja schon im letzten Tagebucheintrag, deshalb schauen wir heute mal eher auf die entsprechende Trainings-Rhythmik.
Um zumindest rudimentär meine Laufkondition zu erhalten und dazu noch ein paar schöne Kalorien auf´m Aktivitätsgrill zu verbrutzeln habe ich den Monat November trainingstechnisch doch recht fleißig und intensiv gestaltet.
Im Kern war mein wöchentliches Ziel, welches sich so Stück für Stück herausbildete, zirka 4 Stunden Ausdauer-Training plus knapp 2 Stunden reines Kraft-Training, „Bauchexpress“ als Kurs inklusive, natürlich. Im Detail gestaltet sich so eine durchschnittliche Woche dann folgendermaßen:
Im Bereich „Ausdauer-Training“ setzt sich die Wochen-Bewegungs-Sytematik zusammen aus:
1.) Training Grundlagenausdauer GA1: bis zu 2 Stunden (Hauptsache länger als 90 Minuten) auf dem heimischen Crosstrainer (Ct-H in der Aktivitäts-Übersicht), Herzfrequenz bleibt schön im GA1-Bereich. In meinem Falle also bei irgendwas um die 140 Schläge pro Minute oder ungefähr 70-75% der max. Herzfrequenz.
2.) Training des Kreislauf-Systems GA1/GA2: eine Stunde „Intervall“-Spaß auf dem Ascent-Crosstrainer (Ct-S in der Übersicht).
Durch Variation der „Anstiege“ und des Widerstandes jagen wir die Herzfrequenz im Laufe der Einheit zwischenzeitlich auf gerne auch mal auf 180 hoch (180 Puls!!!!). Der Durchschnitt liegt dann um die 150 Schläge pro Minute, also bei ungefähr 80-85% der HFmax.
3.) Training im Rekom-Bereich: eine Stunde Fahrrad fahren (R-Bik), hier auf dem Studio-Recumbent-Bike (nur weil ich bei dem Wetter gern laufe heißt das noch lange nicht, dass ich bei dem Wetter auch radeln gehe!).
Das Ganze erfolgt ebenfalls nach einem Intervall-Programm mit unterschiedlichen Tret-Widerständen. Das fördert die Abwechslung und die Muskel-Benutzung. Die Herzfrequenz liegt hier im Durchschnitt bei 120 Schlägen, das sind dann knappe 70% der HFmax.
Der wöchentliche Kraft-Anteil sieht, wie üblicherweise auch während eines Trainingsplan-Zyklusses, so aus:
1.) knapp 90 Minuten Gerätesport in diverster Ausführung und immer mal durch den Trainingswerkzeugfuhrpark der Muckibude rotierend. 10 Minuten aktiver Dehnungs-Kurs unter Profi-Anleitung inklusive.
2.) 20 Minuten „Bauch-Express-Kurs“ mit´m Tolga, völlig ohne Geräte, einfach nur auf der Matte und einfach nur für die Bauchmuskeln. Wobei: „einfach“ hier lediglich die technischen Voraussetzungen beschreibt, die Durchführung als solches — eher nicht.
Ihr seht: an Bewegungswille mangelt es mir wahrlich nicht. Trotz trüber Gedanken war der November ein echter Aktiv-Monat!
12 Stunden auf´m Crossi, nochmal gute 4 Stunden in sitzender Bewegung und mehr als 6 Stunden Muckipower.
Das alles kann aber nicht die geliebte Frischluft-Aktivität im geliebten Laufschritt ersetzen. Aber – hey, wenigstens kann ich mich bewegen!
Und. Jeden. Wirklich. Jeden. Einzelnen. Tag. Morgens. Und. Abends: jeweils 3x 15 Mal Füßchen auf die Treppe und heben, senken. Heben, senken…
Genauso konsequent wie ich meine Trainingspläne durchziehe. Außer am 29. November, abends. Da habe ich einmal ausgesetzt. Wegen Weihnachtsfeier. Wenn mir meine Achillessehne DAS jetzt übel nimmt und weiter ´rumzickt dann tausche ich meinen linken Fuß um.
Ach, und -ehe ich´s vergesse- morgen ist es soweit. Der 1. Dezember wird DER Tag. Da will ich es wirklich wissen.
Mein ambitionierter Plan: ich werde testweise eine kleine 6-Kilometer-Laufrunde drehen und inständigst darauf hoffen, dass meine durchgezogene Eigentherapie sowie die komplett eingehaltene und (mental) höchst anstrengende Laufpause ihre Erfolge zeitigen wird.
Wehe nicht.
Sonst setze ich mich wieder bei 3 Grad in den Garten und sinniere weiter düster über diesen „kalten Entzug“. Und das will ja keiner. Ihr nicht, ich nicht und meine Achillessehne erst recht nicht.
Also: drückt bitte die Daumen, ja?!? 🙂