Es ist doch so: schließt man allabendlich seinen Briefkasten auf so gliedert sich der Inhalt normalerweise in folgende Anteiligkeiten auf: drei Fünftel bestehen aus Werbung, ein Fünftel aus als persönlicher Brief getarnter Werbung und das verbleibende Fünftel (im besten Falle ist es nur ein Fünftel!) aus Rechnungen. Da ist die Überraschung des Briefkastenöffners ausgesprochen groß, wenn sich in diese Aufteilung noch eine unerwartete –sagen wir mal– Büchersendung schleicht.
Just selbige widerfuhr mir an diesem Montag, und die Überraschung war ein große! Lag doch da glattweg ein schönes Laufbuch im Kasten, und, der geneigte Leser stellt sicher schon eifrige Vermutungen an — es war Hubert Beck´s „Das große Buch vom Marathon“ in der neuesten, der siebten Auflage! Dazu noch mit einer persönlichen Widmung des Ausdauermeisters. Mensch, damit habe ich nun gar nicht gerechnet. Sozusagen ein echtes i-Tüpfelchen auf einer schönen und hilfreichen E-Mail-Korrespondenz.
An dich, lieber Hubertus, nochmals: vielen Dank für dieses tolle, persönliche Geschenk! Jetzt habe ich noch eine Auflage-6-Ausgabe seiner Marathonbibel zum Verschenken zu Hause. Mal sehen, wem ich sie überlasse…
Neue Trainingswoche, neues Trainingsglück! Und, wenn man vom Outdoortraining schreibt spielt die Witterung natürlich immer eine Rolle. Freunde des Small Talks sollten sich viel mehr mit Frischluftaktivitäten beschäftigen, denn plötzlich würde ein belangloses Thema zu gänzlich neuer Bedeutung gelangen! Diese Woche zum Beispiel bot die gesamte klimatische Bandbreite von Winter bis Frühling.
Schauen wir uns zuerst die Woche im Überblick an:
Am Montag ist noch echter Winter. Knapp über 0 Grad, dunkel. Ich ziehe gemütlich meine Bahnen, den Herzschlag und das Tempo in ruhigen Regionen. Ein kleines Malheur gestaltet den Lauf dann ab Kilometer 2 etwas munterer.
Auf der Liste der „Dinge, die ein Läufer im Winter niemals tun sollte“ steht „trete nie auf vermeintlich sichere Eisflächen, besonders nicht im Dunkeln!!!“ ganz oben. Leider habe ich diese Liste nicht im Kopf, also trete ich im Dunkeln auf diese vermeintlich sichere Eisfläche. Selbige macht sich den Begriff „vermeintlich“ zunutze und gibt nach. Gottseidank ist die darunter befindliche Wassermenge gerade knöchelhoch, meinen rechten Laufschuh durchtränkt sie dennoch. Gleichzeitig tritt der Beweis in Kraft, warum Laufschuhtechnologien sich auch immer ins Gegenteil kehren können: Goretex-Membranen bei Trailschuhen (die ich bei Schnee immer trage) sind hilfreich gegen eintretende Nässe, ist diese aber erstmal im Schuh sind sie genauso hilfreich gegen austretende Nässe!
Und so hält sich ein deutlich bemerkbarer kalt-nasser Pegel in meinem rechten Schuh. Nach weiteren 2 Kilometern hat sich der Inhalt meines rechten Schuhs (Fuß + Suppe) erwärmt und es lässt sich recht passabel weiterlaufen. Alles in allem: ein GA1-Lauf wie er im (Beck´schen) Buche steht, mein Puls tritt den eindrucksvollen Beweis an, dass mein Training sich auszahlt: er ist ausgesprochen niedrig.
Mittwoch. Wenn´s passt verbringe ich ihn gern in läuferischer Begleitung. Es passt, denn der heutige Trainingsplan schlägt 10 Kilometer GA2 (lockeres Lauftempo) vor. Das entspricht ziemlich exakt meinem üblichen Lauf-Verlauf (haha! das ist für die „mindestens einen Lauf-Kalauer pro Woche“-Quote…) an einem Partner-Mittwoch, also muss die liebe Michi ran.
Sie möchte schließlich auch den Berliner Halbmarathon Ende März mitlaufen, gibt aber ehrlich erhebliche Trainingsdefizite zu. Nun, liebe Michi, da lässt sich was machen. Vorausgesetzt, du lässt dich auf mein heutiges Tempo ein.
Nun, ich habe dir vorher gesagt, dass es heute etwas zügiger wird. Gut, du hast dich während des Laufes nicht beschwert, aber bei Kilometer 7 habe ich dich leider verloren und konnte eventuelle Beschwerden nicht mehr hören. Und du hast eine Abkürzung genommen, tstststs. Naja, das packen wir schon. Immerhin hast du ja auf der 200-Meter-(Länge)-Steigung gemeinsam mit mir das Tempo gehalten. Und: ich laufe gern mit dir. Nächstes Mal hälst du durch. Ganz sicher!
Nicht nur die Temperaturen steigen im Wochenverlauf deutlich an, sondern auch die Laufgeschwindigkeit! Es ist Freitag, und wir arbeiten heute an der anaeroben Schwelle, für Neulinge im Laufsport: das ist da, wo es anfängt wehzutun. Und zwar in den Beinen, manchmal auch in der Lunge und fast immer im mentalen Bereich!
Ein lustiges Pyramiden-Fahrtspiel wird von mir kurzerhand in ein Intervall-Training verwandelt, einfach weil ich es kann! Nach einem Aufwärm-Kilometer mit anschließendem 5-Minuten-Lauf-ABC (wird ab sofort als Extra-Einheit im Training ausgewiesen, damit es das „eigentliche“ Training datentechnisch nicht beeinflusst…) geht´s los. Der erste Kilometer läuft wirklich fluffig, etwas anstrengend zwar, aber so soll es ja sein. Ich bin tatsächlich 10 Sekunden schneller als ich selber geplant habe (laut Plan „brauche“ ich nur 4:40 auf 1.000 Meter), nicht schlecht!
Nach einer schönen 3-Minuten-Trabpause kommt das erste von zwei 2-Kilometer-Stücken. Ich gehe es fast genauso zügig an wie den ersten, Zielpace hier ist 4:50 pro Kilometer. Okay, der Anfang ist jetzt wohl doch etwas schnell, nach einem knappen Kilometer gehen mir Luft und Beinmuskeln aus. Aha, jetzt fängt es an, wehzutun. Gut! Ich werde unwillkürlich etwas langsamer: na, lieber Thomas, jetzt reißen wir uns aber mal zusammen, oder?!? Naaa gut. Ich ziehe wieder etwas an. Achte darauf: nicht schneller als notwendig. Der zweite Kilometer ist ungefähr fünf Kilometer lang. Mindestens. Und das gleiche jetzt nochmal. Geht gar nicht.
Die drei Minuten Trabpause sind eine mentale und körperliche Wohltat. Leider dauert sie nur 1 Minute. Gefühlt. Verdammt, Zeit ist so relativ…
Die zweiten 2 Kilometer sind einfach eine Folter. Nach einem Kilometer ist es scheinbar unmöglich, weiterzulaufen. Ich denke an meinen 10-Kilometer-Solowettkampf der letzten Woche. Da habe ich auch nicht aufgegeben. Und wenn ich hier meinen Blog schreibe, denke ich mir, wie liest sich das denn, wenn ich schreibe: nach einem Kilometer war die Luft raus??? Neee, jetzt darf der Kopf mit ran. Weiter, weiter! Der finale Kilometer ist ausgesprochen fies aber auch irgendwann vorbei. Der Auslauf (statistische Erfassung siehe Einlauf) ist echte Erholung, was exakt der Vorgabe entspricht. Geschafft. Ich auch.
Sonntagmorgen im nahezu frühlingshaften Falkensee. Beste Grundvoraussetzungen um meinen ersten langen Lauf mit einer Laufzeit (2.Kalauer diese Woche) vom mehr als einer Stunde fünfzehn in diesem Jahr zu absolvieren. Wird aber auch Zeit, denkt sich meine Grundlagenausdauer, muss das sein, denkt mein innerer Schweinehund. Ich zeige ihm den (überwiegend) blauen Himmel mit Sonne und er ist die nächsten 15 Kilometer besänftigt. So ungefähr nach einer Stunde zwanzig merke ich ein leichtes Unwohlsein. Gänzlich überraschend ist das jetzt nicht für mich, immerhin habe ich am 07.11. meinen letzten „Mehr-als-anderthalb-Stunden-Lauf“ absolviert. Scheint wohl das Superbenzin (=Kohlenhydrate) langsam zur Neige zu gehen, mein etwas untrainierter Körper darf nun wieder lernen, auf Diesel (=Fettreserven) umzuschalten. Das will trainiert werden, dazu braucht´s lange Läufe im Plan. Und ich freue mich gleich auf ein ordentliches Frühstück…
Achso, zu guter Letzt: Dienstag und Donnerstag war ich natürlich brav im Studio. Dienstag Kraft in allen Schattierungen und für alle Körperteile. Fast alle. Donnerstag „Tolgas fröhlicher Bauchexpress“ und eine gute Stunde Rückenschonungsfahrrad.
Na wenn das nicht motiviert…
Tolles Geschenk vom Hubert, ich trainiere auch nach seinem Plan auf den Marathon im Mai und hatte mir dazu die Kindle Version geladen. Weiter viel Spaß bei trainieren, sieht ja schon sehr gut aus!
Absolut, DAS ist eine echte Motivation! Hat mir am Freitag im Tempo-Intervalltraining noch ein paar Extrazeitspäne gebracht. Für mich ist dieser Hubert-Halbmarathon-Plan quasi die Generalprobe für den kommenden Marathon. Und – bis jetzt passt der echt gut zu mir (nach einem etwas konservativerem Vorjahres-Trainingsplan aus Steffny´scher Feder. Gut, aber etwas weniger Kilometer-Leistung 😉 )