Also mal ganz ehrlich, liebe Läufergemeinde und verehrte Leserschaft, so langsam reichts doch, oder? Ich für meinen Teil habe jedenfalls genug von dem, was ich mittlerweile liebevoll-poetisch als „Weiße Scheiße“ bezeichne und was mir permanent meine schönen Tempoläufe zur Rutschpartie machen möchte.
Die Rede ist natürlich von, liebe Wintersportfreunde, diesem kristallin-gefrorenen Regen, den wir uns zur Weihnachtszeit sooo sehr wünschen. Aber ist denn noch Weihnachten? Nein! Somit bin ich dringend für eine Online-Petition gegen Schnee. Ich meine, Online-Petitionen sind ja gerade „in“, und wenn ich so sehe, wofür so alles online petitiert wird ist es ja wohl nur recht und billig, dieses weiße kalte Zeugs für den kläglichen Rest diesen Winters schlicht zu verbieten.
Nix gegen Herausforderungen und so, aber in nicht mal 4 Wochen habe ich einen 10-Kilometer-Wettkampf zu laufen, und möchte doch gern vorher einfach nur ein paar Mal schnell laufen. Mehr verlange ich doch gar nicht! Dem Laufen bei Sonnenschein entsage ich mangels dieser Lichterscheinung bereits seit Anfang Januar, aber dieser Schnee, bitte, der muss doch nun wirklich nicht sein! So, erstmal genug gejammert, vielleicht hilfts ja. Und wenn nicht fühle ich mich jetzt zumindest besser.
Kurzerhand beschließe ich, mir den Rutschfrust von der Seele zu laufen, und laufe mir am Montag zu diesem Zweck ganz einfach die Seele aus dem Leib. Intervalle! Endlich mal wieder! Und wie! Phantastische vier mal tausend Meter mit erholsamen 400 Metern Trabpause dazwischen. lustig, die Trabpausen gehen (haha!) wirklich nicht viel schneller. Aber, fachgerecht versuche ich es auch gar nicht, denn die sind ja zur puren Erholung da! Eigentliche Zielpace für die Intervalle sind 4:45, aber bereits beim ersten von vier Kilometern merke ich, da geht (haha! zum zweiten) noch mehr. Dennoch, der erste Tempo-Kilometer nach einer eher ruhigen Trainingsphase fühlt sich zunächst etwas –ungewohnt– an. Außerdem nimmt der erste Kilometer scheinbar kein Ende und ist gefühlte 2 Kilometer lang.
Nach der ersten 400-Meter-Trabpause läuft´s schon viiiel besser. Die Beinchen wissen, was zu tun ist. Der Rest des Körpers offensichtlich auch, denn nun ist auf einmal mehr Tempo drin als geplant, und es fühlt sich richtig gut an! Mir wird warm und ich bin der Herrscher der Straße! Selbige ist fast überall ordentlich schneeberäumt und meine PureFlow-Laufschuhe pureflow-en ordentlich! 3 Etappen und 3 Trabpausen später ist´s vollbracht, ein schniekes und forderndes Intervalltraining wie es sein sollte!
Die pure Intervallfreude (netto):
Mittwoch. Tempo, Teil 2. Der Schnee fällt den ganzen Tag, genau wie mein Stimmungsbarometer in Erwartung des abendlichen Schnelllauf-Trainings. Aber so ein bißchen Fusselkram von oben hindert mich nicht am Lauf! Und so breche ich auf, meine acht Kilometer Tempolauf zu absolvieren! Einlaufen, und los. Zielpace ist fünfzwanzig, doch auch heute lässt meine erarbeitete Kondition einen moderaten aber spürbaren Leistungszuwachs erkennen, und ich erhöhe um 10 Sekunden. Also, eigentlich verringere ich um 10 Sekunden.
Die Straßen sind verblüffend unglatt, in Anbetracht der heutigen Wettersituation durchaus nicht selbstverständlich. Und so fliege ich dahin, eine gelungene Tempoausdauereinheit, so muss das sein! Noch fein 5 Minütchen auslaufen, und rein in die warme Umgebung.
Netto TDL:
Ein weiterer Freitag, und damit ein weiterer langer Lauf! Es ist der „Lauf der Belohnungen“, so habe ich ihn kurzerhand getauft. Alles beginnt mit der Feststellung, dass ich auf dem ersten Teil der Strecke offensichtlich Gegenwind habe. Ich hasse Wind. Erst recht bei -3°, und es zieht gar ordentlich selbst durch meine wettergegerbte Softshell-Jacke! Ein fieser, kompromissloser Wind. Da hilft nur fiese, kompromisslose mentale Härte. Und wo bleibt jetzt die Belohnung, fragt ihr? Ganz einfach: Gegenwind auf dem Hinweg meiner Runde heißt auch Rückenwind auf der Zielgeraden! Und das ist wirklich eine Belohnung, denn umgekehrt ist es weitaus unangenehmer, wie ich schon oft feststellen durfte. Aber — es geht noch weiter. Unglaublich aber wahr: zwischen grauen Wolkenbergen bahnt sich ein heller Lichtschein seinen Weg. Ein längst verloren geglaubtes Himmelsgestirn mit dem schlichten Namen „Sonne“ schickt sich an, das Antlitz der Erde zu erhellen! Ein geradezu kosmisches Ereignis.
Mir erhellt es daraufhin gleich die Seele, und es läuft sich direkt besser! Hinzu kommt, dass die heute gewählte Strecke ein abwechslungsreiches Konglomerat aus zivilisationsfernen Naturpfaden aber auch belebten urbanen Gebieten ist, was für kurzweiligen Laufspaß sorgt. Apropos kurz: mit 20 Kilometern habe ich erstmals im Leben die 20 Kilometer überschritten. Sozusagen ein rundes Jubiläum! Auf den letzten beiden Kilometern lasse ich´s nochmal geschwindigkeitstechnisch scheppern und haue 4×100 Meter Steigerungen ´raus. In jeder Hinsicht glücklich, stolz und, zugegebenermaßen, etwas erschöpft erreiche ich nach knapp Zweistundenfünfzehn heimische Gefilde. Jetzt erstmal mindestens eine Stunde heiß duschen…
Das Abenteuer in der Übersicht:
So, noch 6 Wochen bis zum Tag X. Es rückt näher….