Hamburger Projekt, Woche 01 (v.14): Laufen ist schon doch ziemlich anstrengend

Für den Fall, dass Körper und Geist eine Einheit bilden, und davon gehe ich fast aus, dann waren sich beide Elemente, vereint in meiner Person, in dieser Woche einig: verdammt, wir hatten Sport gar nicht als SO anstrengend in Erinnerung! Tja, so kann man sich täuschen.

Andererseits, und DAS ist viel wahrscheinlicher als eine Fehleinschätzung der Intensität sportlicher Aktivität, könnte es auch schlicht damit im Zusammenhang stehen, dass mein Körper und mein Geist in den vergangenen 3 Monaten nur äußerst selten mit Laufen und frischer Luft konfrontiert waren.
Die Folgen einer, wenn auch erzwungenen, Laufabstinenz waren dann auch heftiger als ich gedacht hätte.



Und dabei fängt am Montag, dem Premieren-Trainingstag in meinem Plan, alles so gut an: 10 Kilometer im Spaß- und Freizeittempo, auch GA1 genannt, stehen an.
Und da man zu zweit weniger allein läuft absolviere ich selbigen in Berlins Innenstadt nach Feierabend gemeinsam mit Markus, meinem Kollegen und Hüttenwanderungs-Freund. Er wird, in Vorbereitung seines Halbmarathon-Debüts (hihi, habe ihn angesteckt! :-)) einen Teil meines Marathon-Trainings mit mir gemeinsam erlaufen.

Bei angenehm midwinterlichen aber schneefreien Bedingungen geht es durch die Häuserschluchten von Berlins Mitte.
Die heutigen Laufwege sind allerdings mit einigen Umwegen gespickt, da die halbe (Innen-)Stadt aufgrund zahlreicher Demonstrationen gesperrt ist. Als Befürworter jeder Form der freien Meinungsäußerung begrüße ich diese Umstände. Somit ist dies definitiv kein Problem, vielmehr eine gute Gelegenheit, gewohnte Wege zu verändern.

In angenehmem Tempo und mit zwei bis drei unfreiwilligen aber Lebensgefahr reduzierenden Ampel-Pausen (deshalb laufe ich eigentlich ungern in der Stadt…) spulen wir unsere 10-Kilometer-Runde ab. Am Ende wird noch mal ordentlich Gas gegeben, also tempomäßig.
So kann ein Trainingsplan beginnen.



Diese Gedanken verflüchtigen sich äußerst eindrucksvoll bereits am Mittwoch. Eigentlich steht ein Pyramiden-Training auf dem Plan, wegen arbeitsbedingter Freizeitmodifikationen gibt es heute aber einen Tausch mit Freitag, ergo den 20-Kilometer-Lauf.
Sei´s drum.

Meine schnieke neue Laufuhr, die Suunto Ambit3 Peak, bekommt so schon etwas eher ihre erste Gelegenheit zu zeigen, was sie so als Navigationshilfe drauf hat.
Mein Garmin Forerunner 305, Gott hab´ ihn seelig, war da ja echt vorbildlich.

Frau Ambit schlägt sich echt gut und zuverlässig, ganz im Gegensatz zu mir. Es fällt mir heute enorm schwer, in die Gänge zu kommen. Und das, obwohl als kleiner Lichtblick sogar die seit Wochen vermisste Sonne sich kurz blicken lässt! Nützt leider alles nix, der oben titelgebende Gedanke ist sehr präsent.
Ob nun dieser Gedanke mir die heutige Einheit erschwert oder meine körperlichen Voraussetzungen so mangelhaft sind – ich werde es wohl nie herausfinden.

Verblüffenderweise stellt sich nach den ersten 15 Kilometern (gefühlt) trägen Dahinschleppens (in einem dann doch ganz annehmbaren Tempo) tatsächlich so etwas wie ein „Flow“ ein, und die letzten 5 Kilometer laufen sich einigermaßen „gut“.
Am Ende steht bei einer knapp 6-Minuten-Pace (etwas zu schnell) ein 151-er Durchschnittspuls (viel zu hoch!!!) im Trainingstagebuch.
Ich glaube, ich habe da noch ordentlich was zu tun…



640px-Segedínský_gulášIch liiiebe Szegediner Gulasch. Verdammt, ist das lecker!
Aber, und das rate ich euch in aller Nachdrücklichkeit, auf keinen Fall vor einem intensiven Lauftraining verspeisen!
Denn: fettige Soße und Sauerkraut in Verbindung mit Fleisch ist bekanntermaßen schwer verdaulich und eine phantastische Quelle für Sodbrennen!

Deshalb esse ich das vorgenannte Essen auch schon um 14 Uhr, da ja erst gegen 18 Uhr am heutigen Freitag mein intensives Pyramidentraining ansteht. Ein erwartungsgemäß dummer Fehler. Ein ganz dummer Fehler.

Doch zuerst mal klären wir auf: was ist eigentlich ein Pyramiden-Training?

Ziel dieses Tempo-Trainings ist es, erst 1, dann 2, dann 3, dann wieder 2 und zum Schluss nochmal 1 Kilometer in Intervall-Tempo (irgendwas um die 4:30-min/km, also echt zügig) zu laufen.
Zwischen den schnellen Einheiten liegen dann immer 3 Minuten Trabpause, damit´s Herzl wieder etwas zur Ruhe kommt. Uii, die brauche ich aber auch.
Das 2-Kilometer-Aufwärmen ist ja noch ganz okay, aber dann folgt die erste Tempo-Einheit.
Ach du lieber Gott, heute merke ich definitiv, dass ich in den letzten 3 Monaten fast gar nicht und noch viel weniger schnell gelaufen bin.
Der erste Kilometer läuft sich völlig ungewohnt, und mein 14-Uhr-Ernährungsfehler rächt sich mit einem brennenden Aufstoßen. Das macht es nicht gerade leichter.

Ich ziehe trotzdem ordentlich durch, in der nachfolgenden 3-Minuten-Trabpause habe ich allerdings das Gefühl, meine Lunge fällt aus dem Hals. Und das Ganze noch 4 Mal, genauso schnell, nur länger. Ach du Sch….
Das fühlt sich mental genauso an wie körperlich, nämlich — unangenehm–, was mich direkt wieder zum einleitenden Abschnitt und zur Überschrift bringt.
Irgendwie geht´s.
Irgendwie geht´s immer.

Nie wieder Szegediner Gulasch vor einem intensiven Training. Nie wieder „Alte-Zeiten“-Tempo bei Intervallen nach langen Trainingspausen als Tempo-Vorgabe. Ich fühle mich schwach.
Aber auch ein kleines bißchen stolz, weil ich das Training nicht abgebrochen habe und sogar ziemlich dicht an meine Tempo-Vorgaben ´rangelaufen bin.
Ein optimistischer Moment, zumindest!



Dieser optimistische Moment vergeht mir am nächsten Morgen, da sich meine Achillessehne mal wieder meldet.
Verdammt, wozu habe ich zwölfeinhalb Wochen auf´s Laufen (weitesgehend) verzichtet und brav die Treppenübung durchgeführt?!? Wenn das anhält werde ich auf jeden Fall mal einen Orthopäden aufsuchen.
Glücklich sieht anders aus, meine erste Trainingswoche entwickelt sich eher demotivierend. 🙁

Der Samstag ist ein lauffreier Tag, meine Achillessehne und ich begrüßen diesen Umstand, wir sind heute beide nicht so fit.

Am Sonntag, nachdem ich seit gestern abend wieder zweimal täglich die Treppenstufe für´s Achillestraining beglücke, ist eine leichte Besserung spürbar. Exzentrisches Dehnen ist eben doch die beste Medizin, denke ich so bei mir.
Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.

Der Abend wartet mit einem mittelzügigen GA2-Lauf (also ein Training mit mäßiger Belastungsstärke, etwas schneller als „Wohlfühltempo“) von 10 Kilometern Länge auf. Obwohl mir meine Runalyze-Analyse später sagen wird, dass ich körperlich noch ein paar Defizite habe (zu hoher Puls bei zügigem Tempo), ist dieser Lauf ziemlich schnell, geil und toll.
Ein versöhnlicher Abschluss in dieser ansonsten — schwierigen Woche. Jetzt muss nur noch der Achilles halten.

runalyze.de10,2 km DL GA2 am 25.01.2015

52:185:08/km165bpm0 hm

http://marathom.de/runalyze/shared/hf



Marathon-HH_TP_W-01

Wieso stehen da 60 Kilometer als Wochensumme im PLAN…

Das war sie nun, meine Trainingswoche eins.
Plangemäß brav habe ich, natürlich, am Dienstagmorgen und am Donnerstagabend mein Krafttraining absolviert, der Trainingsplan-Gott müsste also nach dieser Woche äußerst zufrieden mit mir sein.
Nun, dieses Gefühl habe ich (noch) nicht, aber das kann ja noch kommen. Bis dahin bleibt festzuhalten: Laufen ist schon doch ziemlich anstrengend. Wer was anderes behauptet ist ein Walker… 😉

...wenn´s doch mit allen Ein- und Ausläufen nur knapp 55 sind??? Hmmm....

…wenn´s doch mit allen Ein- und Ausläufen in ECHT „nur“ knapp 55 sind??? Hmmm….

Bild „Segedínský guláš“ von Nillerdk – Own photo of dish as served in Restaurace Gurmán, Dolní Poustevna, Czech Republic. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons.

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