Für die ganz Neugierigen unter euch: die Überschrift klärt sich, natürlich. Wer´s nicht abwarten kann, der sollte gleich zum Mittwoch springen, alle anderen dürfen mit mir gemeinsam am Montag starten.
Der Montag, erster Tag der neuen Trainings-Woche, startet ziemlich zügig!
Intervalle stehen im Plan, Intervalle werde ich heute laufen.
Ein ganz phantastisches Wetter harret in den Abendstunden meiner, es verspricht, die Intervalle noch ein bißchen kraftfördernder zu gestalten als sowieso schon.
Kräftiger Wind bläst bei ungefähr 2 Grad, wobei die Temperaturen im Normalfall spätestens nach den ersten 500 schnellen Metern völlig Wumpe sind.
Nur beim Aufwärmen ist´s ein wenig ungemütlich im Gesicht, aber das gibt sich.
Und zwar bereits, wie schon erwähnt, auf den ersten Intervall-Metern.
Da ich heute hübsche vier 2.000-m-Runden drehe habe ich mindestens einmal ordentlich Gegenwind.
Wer von euch bereits bei solchen Bedingungen schnell unterwegs war weiß, wie fies das sein kann.
Andererseits, und ich sehe das ja (fast) immer positiv, ist das ein gutes Training für Hamburg. Wer weiß schon so genau, was mich für klimatische Kapriolen dort erwarten!
Um die Herausforderung noch ein bißchen zu erhöhen sehen ungefähr 300 Meter der Strecke exakt so aus:
Seid ihr schon mal in völliger Dunkelheit richtig schnell gelaufen? Probiert das mal!
Ich jedenfalls bin zum Einen auf diesen 300 Metern in jeder Runde ziemlich schnell unterwegs, zum Anderen ist das eine seltsame Erfahrung: man hat das Gefühl, auf der Stelle zu laufen, da sich die Umwelt ja quasi nicht verändert, also bewegt.
Das ist einerseits etwas demotivierend da der Eindruck der Fortbewegung fehlt und andererseits faszinierend, da einem völlig das Gefühl der Geschwindigkeit fehlt. Gut, abgesehen von den körperlichen Symptomen der Anstrengung…
Gegen Ende machen mir Wind und Tempo ganz schön zu schaffen, letzteres vor allem deshalb, weil ich (wieder einmal) etwas übermotiviert an die Intervall-Geschwindigkeit herangegangen bin. Das ist aber erlaubt, solange ich die Pace bis ins letzte Intervall halte. Und ich habe sie sogar noch gesteigert. Aber: etwas langsamer wäre auch okay gewesen.
Dienstags ist wie immer mein (etwas ungeliebter aber sinnvoller) Krafttag Nummer 1. Als anerkannter Langschläfer finde ich es ziemlich oll, für etwas, dass mir nur wenig echten Spaß bereitet, früh meine heilige und kuschelig warme Schlafstätte zu verlassen. Aber: es dient einem guten Zweck. Also: ran!
Kommen wir nun zum besagten Mittwoch.
Ganz grundsätzlich ist anzumerken, dass es sich beim Laufsport als solches nicht unbedingt um eine spektakuläre Sportart handelt.
Relativ höhepunktarm, eher meditativ – eben nicht gerade der Stoff, aus dem spannende Beiträge gewoben werden!
Das stellt den engagierten Blogschreiber natürlich vor eine Herausforderung der ganz besonderen Art: wie kann ich mit einer doch eher mäßig spannenden Thematik meinen treuen Lesern ein lohnenswertes Maß an Unterhaltung bieten?
Und genau da setzt der heutige Mittwoch an.
Dabei beginnt alles ganz harmlos: Markus (mein Hüttenwanderkollege und Bald-Halbmarathon-Debütant) und ich laufen uns auf gemütlichen zweieinhalb Kilometern locker warm, um im Anschluß jeweils individuellen Tempotrainings zu fröhnen.
In Markus´ Fall sind dies die allerersten Intervalle seines noch jungen Läuferlebens (hach, ich erinnere mich noch gut an meine ersten Male…), in meinem Falle ein flotter Dauerlauf über 10 Kilometer im (rein fiktiven) Marathon-Renntempo von 4:58 min/km, ungefähr.
Gesagt getan, den ersten Kilometer machen´wa zusammen, und dann jeder für sich. Tschüß Markus, viel Erfolg.
Ich laufe also so gemütlich vor mich hin (wobei „gemütlich“ in Anbetracht des Tempo´s etwas falsch formuliert ist…), werde bei Kilometer 8 versehentlich mal etwas langsamer (was vollkommen schnuppe ist, da ich, wieder einmal, zu schnell unterwegs bin…) und muss wohl gegen Ende des finalen Kilometers kurz eingeschlafen sein, jedenfalls ist da auf einmal diese Bordsteinkante.
Ich hätte schwören können, dass die bei der vorherigen Runde noch nicht da war, geht mir als erstes durch den Kopf als ich gegen die Betonerhebung mit dem Zeh stoße.
Es folgt: wann bin ich eigentlich zum letzten Mal hingefallen? Werde ich mich beim Aufprall verletzten? Wird es doll wehtun?
Schon erstaunlich, was einen so während der 0,8 Sekunden durch die Hirnwindungen geistert, bevor man aufschlägt.
Da ich selten hinfalle fehlt mir noch etwas die Übung zum titelgebenden Fliegen, aber wer so wie ich eingefleischter Douglas-Adams-Fan ist gibt nicht so leicht auf. Irgendwann klappt das! 🙂
Nun, heute jedenfalls nicht, und brav der Schwerkraft gehorchend berühre ich, Knie und Hände voran, den harten Betonboden.
Irgendeine Eingebung hat dafür gesorgt, heute meine dicke Winterlaufhose anzuziehen, ein wirklicher Segen, wie sich jetzt herausstellt.
Hose kaputt, Knie (äußerlich) gottseidank nicht, Schwein gehabt! Gleiches gilt für die Hände, die Dank der Laufjacken-Ärmel, die bis zur Hälfte der Hand reichen, gut geschützt gegen Sturzschäden sind.
Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weiterlaufen habe ich mal in irgendeinem Laufforum gelesen. Passender Spruch! Aber es tut ganz schön weh, besonders im rechten Knie.
Was solls, das läuft sich schon raus. Ansonsten war´s ein schöner Lauf, das Tempo war okay und Markus geht es nach seiner Intervall-Premiere ganz gut.
Donnerstag folgt Kraft-Tag Nummer 2, heute macht´s schon mehr Spaß.
Bauch-Express-Kurs ist natürlich gesetzt (und Gesetz), im Anschluss daran probiere ich mal etwas Neues.
Schon während meiner Physio-Therapie zum Bandscheibenvorfall im Jahr 2012 durfte ich an sogenannten TRX-Bändern trainieren, und just selbige bietet seit kurzem auch mein Fitnessstudio in Kurs-Form an.
Na, das probiert man doch gern mal!
Oh – Mein – Gott – !
Ich hatte ja angenommen, durch meine regelmäßigen Rumpfstabi-Übungen ein gutes Maß an Kraft zu haben – tja: Irrtum!
Die Bänder zeigen mir die grausame Wahrheit.
Eine krasse halbe Stunde mit einer echt krassen Trainerin.
Raus geht nicht, wie sähe das denn aus!
Also durchziehen.
Und morgen sind 30 Kilometer laufen angesagt. Wie soll das gehen, wenn ich meine Arm- und Beinmuskeln nicht mehr (oder extrem schmerzhaft) spüre?!? Aber gut, dafür merke ich die Knieschmerzen vom gestrigen Sturz nicht mehr…
Am Freitag möchte der Plan mich erstmals jenseits der 30 verorten. Also kilometertechnisch.
Bei wunderbar frühlingshaft mild-sonnigem Wetter flutschen die ersten 15 Kilometer nur so dahin.
Die wichtigste Regel für heute lautet dabei ziemlich penibel auf ein ruhiges Tempo zu achten, denn ein bißchen Angst habe ich schon, mich trainingstechnisch zu überfordern. Immerhin darf ich nicht vergessen, dass ich nach meinem Marathon-Debüt im September letzten Jahres gut 3 Monate während meiner „Rettet-die-Achillessehne!“-Aktion quasi nicht gelaufen bin.
Aber: ruhiges Tempo ist auch schön, da kriegt man mehr von seiner Umwelt mit!
Dennoch falle ich kurz nach Kilometer 15 in ein komplettes Motivationsloch.
Auf einmal habe ich das Gefühl, ich kann nicht mehr. Oder ich will nicht mehr, so genau ist das nicht zu unterscheiden. Auf einmal möchte ich nur noch nach hause und mich ausruhen.
Verrückt, oder? Ungefähr 2 Kilometer später geht es bergab. Also, nicht mental, sondern mehr laufstreckenbedingt.
Daraufhin geht es ebenso unerklärlicherweise bergauf. Diesmal mental. Und es „läuft“ wieder.
Klar, es bleibt ein anstrengender Lauf, aber nach Kilometer 18 fühlt er sich wieder an wie ich es erwartet habe: durchaus fordernd aber nie überfordernd.
Im Ziel bin ich dennoch froh, mich einfach nur noch ausruhen zu dürfen. Da merke ich deutlich, dass mein letzter 30-er schon ein paar Monate zurückliegt…
Nur gut, dass ich am Samstag mich und meine müden Knochen ausruhen darf. Mein linkes Knie hat gestern während des Laufes ein kleines bißchen vor sich hin gezwickt, heute spüre ich noch einen (zarten) inneren Schmerz in etwa so, als hätte ich eine leichte Prellung oder Zerrung. Möge es schnell wieder heile werden 🙂
Der Sonntag hält einen finalen Wochenlauf von 12 Kilometern bereit, den ich selbstredend anstandslos absolviere.
Auch heute gilt das Motto: Reiß dich zusammen!
„GA2-Herzfrequenz-Bereichslauf“ lautet die planerische Forderung, das bedeutet die Herzfrequenz im Durchschnitt von 80% des Maximums zu halten. Ergo: nicht zu schnell!
Deshalb halte ich eine lockere, leicht fordernde „Wohlfühl“-Pace, und – siehe da!- die Herzfrequenz bleibt im Zielbereich! Geht doch! 🙂 Knie hält auch, Restschmerzen sind kaum noch spürbar, die Woche endet anständig.
Ein finaler Blick auf die Wochenbilanz zeigt: ordentlich Kilometer geschrubbt!
Und -abgesehen von einer unfreiwilligen Flugphase- dabei sogar noch eine gute Figur gemacht.
Also, rein leistungstechnisch, meine ich.
Es ist in meinen Augen auch ein echter Erfolg, einfach alle Einheiten zielgemäß beendet zu haben. Nicht selbstverständlich, aber sinnvoll und überaus zufriedenstellend, wenn man dabei das große Ziel im Auge behält.
Und das kommt langsam aber sicher näher…
Sehr gut geschrieben. Am meisten freue ich mich, das dir nichts ernsthaftes passiert ist bei deinem Abflug.
Weiterhin viel Erfolg. 🙂
Danke schön, lieber René! Das gleiche wünsche ich dir aber auch, schließlich wartet Hamburg ja auf uns beide!!! 🙂