Ein bunter Blumenstrauß an läuferischer Aktivität erwartet mich und somit, indirekt, auch euch in dieser vor-vorletzten Trainingswoche.
Dabei steht tatsächlich mal nicht das Kilometerfressen im Vordergrund (am Ende vielleicht doch?!?) sondern wir drücken ein wenig auf die Tempo-Tube!
Aber noch nicht am Montag, da gehen wir es gaaanz ruhig an.
Gemütliche 8 Kilometer in gemütlichem knapp 6-Minuten-pro-Kilometer-Tempo liegen in der Luft, die sitzen wir doch mit der linken Pobacke ab!
Naja, möglicherweise doch nicht so ganz, denn wenn man am Tag zuvor bereits fröhlichem Intervall-Gerenne gefrönt hat möchte man am Tag danach vor allem eins machen: NIX! Watt solls, unspektakuläre 8 Kilometer später ist die anfängliche Unlust vergessen und weggelaufen.
Für´s Nixtun ist dann der Dienstag da, der zwar ein Krafttraining im Plan enthält, aber warum ausgerechnet jetzt damit anfangen, was ich in den vergangenen Wochen schon still und heimlich ignoriert habe?!?
Ist ja nun auch nicht so, dass ich gar keine Rumpfstabi-Übungen absolviere, inzwischen habe ich den Donnerstag jeweils nach meinen 20 Minuten Bauchexpress zum Kraftergänzungstag gekürt, das muss reichen. Am Dienstagmorgen ist mir mein Schönheitsschlaf einfach wichtiger, man soll ja auch viiiel mehr schlafen während so einer krassen Trainingssaison.
Nichts leichter als das! 🙂
Am Mittwoch setze ich dann den Auftakt für das zweite Triple-Training in der Marathonvorbereitung, heute und in den kommenden 2 Tagen wird pausenlos gelaufen!
Da ich ja schon in der letzten Woche eine leichte Veränderung der Intervall-Distanzen vorgenommen habe setze ich diese liebgewonnene Tradition in dieser Woche gleich mal fort und verwandele 10 mal 1.000 Meter einfach in 5 mal 2.000 Meter.
Als Traditions-Laufstrecke hat sich mittlerweile der schöne Volkspark in Berlin-Friedrichshain etabliert, und je frühlingshafter das Wetter wird desto mehr kleine Läuferlein wagen sich aus ihren heimischen Löchern und bevölkern die Parks und Straßen.
Ich persönlich, als passionierter Landschaftsläufer (und somit auch Einsamkeitsläufer), empfinde gerade die höhere menschliche Dichte als willkommene Abwechslung.
Außerdem kann ich bei schnellen Intervallen andere LäuferInnen überholen und voll geil angeben. 😉
Ist natürlich nur ein Witz, es gibt nämlich immer noch schnellere LäuferInnen…
Das zusätzlich Abwechslungsreiche an dieser Innenstadt-Strecke ist eine leicht hügelige Tendenz, nichts wirklich ernstes aber durchaus forderndes für ein Flachlandei wie mich.
Und so bemühe ich mich tapfer, jedes Tempo-Element von den fünfen um die 4:35-min/km zu halten, was in Anbetracht der ungefähr dreihundert Meter langen sanft ansteigenden Streckenteilen insbesondere beim vierten Tempo-Element gleich zu Beginn für ein sanft abfallendes Tempo sorgt.
Dies bleiben auch meine „langsamsten“ 2.000 Meter, das fünfte und letzte Tempo-Teil läuft ex-akt nach Plan. Ein gelungenes Speed-Training, fürwahr.
Am Donnerstag paart sich Notwendigkeit mit Neugier, denn heute steht sowohl Bauch-Express als auch ein 8-Kilometer-Läufchen auf dem Plan.
Die Notwendigkeit ergibt sich nun vor allem daraus, dass ich nach Dienstschluss im Fitness-Tempel dem Bauchmuskel-Training fröne, und während ich sonst, wie oben erwähnt, im Anschluss die Rumpfstabilität massiv stähle fällt das heute wegen planmäßiger Lauftätigkeit flach.
Hier kommt die Neugier ins Spiel. In meinem bisherigen Läuferleben habe ich noch niemals, und zwar wirklich niemals auf dem Laufband trainiert.
Meine einzigen beiden Laufband-Erfahrungen beschränken sich auf meine Leistungsdiagnostik vor zwei Jahren und im letzten Jahr. Aber das nenne ich jetzt mal nicht Training.
Also der Plan: heute will ich´s mal probieren! Nun, ich möchte es mal ganz vorsichtig formulieren: es war total schrecklich!
Die Begründung:
1.) der Klima-Terror.
Schwüle 26° herrschen im Eisenbiege-Domizil, dazu kommt die völlige Abwesenheit jeglicher Luftbewegung. Für mich als Draußen-Zuhause-Sportler ein geradezu höllischer Zustand, nicht nur wegen der Hitze.
Die alleine wäre ja schon schlimm genug, wo ich ja anerkannter Bis-Maximal-20-Grad-Wohlfühl-Läufer bin. Aber auch die Luftqualität ist ziemlich unterirdisch, ich habe permanent das Gefühl, in die Sauerstoff-Unterversorgung zu geraten.
2.) der Bewegungs-Zwang-Terror.
Seit wann bewegt mich denn der Boden? Als Läufer bewege ich mich doch! Das ist absolut falsch.
3.) der Tempo-Terror.
Der ist fast noch schlimmer.
Will mir das verdammte Laufband doch wirklich vorschreiben, wann ich wie schnell zu laufen habe! Gut, als positiven Aspekt könnte man jetzt anmerken, dass ich dafür das Tempo auf die Sekunde genau halten kann, aber will ich das denn? Nö! Ich werde auch mal ein bißchen langsamer oder ein bißchen schneller, im echten Leben. Toleranzbereich auf dem Laufband? Fehlanzeige!
Das sind die längsten 8 Kilometer meines Lebens. Vielleicht auch 9, so sagt´s meine Schrittzähler-Funktion an meiner Suunto-Ambit-Uhr. GPS geht ja logischerweise nicht. Wäre aber auch wenig ergiebig, da ich ja nur auf der Stelle trete.
Nein, so ein Laufband ist inkompatibel zu mir. Oder ich zu ihm.
Haken dran, neue Erfahrung gemacht, Neugier befriedigt.
Den flotten Dreier komplettiere ich am Freitag mit einem zünftigen Tempodauerlauf, und wenn wir schon mal in der Woche der ganz besonderen Trainingserfahrungen sind darf natürlich ein Über-20-Grad-Training im Outdoor-Leben nicht fehlen!
Schließlich kann mich so etwas in Hamburg ja auch ereilen.
Wohl deshalb beschließt der Frühling heute, mir mit 21° und viel Sonne neben der guten Laune gleich auch noch einen hübschen Trainingseffekt zu liefern.
Nichts wie raus!
Das Warmlaufen, essentiell in den letzten 11 Wochen, könnte heute zwar wegfallen, aber wer wird denn mit liebgewonnenen Traditionen brechen?
Nach den üblichen gut 2 Kilometern ist mir allerdings ziemlich warm, und los geht´s!
Und es geht besser als ich zuvor dachte. Immer wieder achte ich darauf, mich tempomäßig im Zaum zu halten, falscher Ehrgeiz kann da schnell mal in ungewollten Hitzewallungen enden.
Die 12 Kilometer, durchzogen von einigen geografischen Auf´s und Ab´s, gestalten sich durchaus fordernd, aber das dürfen sie auch. Dennoch goutiere ich die ungewohnte Wärme gut, mein Kreislauf und ich bilden eine durchtrainierte Einheit.
Das gute Laufgefühl spiegelt sich auch im Trainingstagebuch wieder, meine Herzfrequenz bleibt im Kühle-Wetter-Rahmen, ich freue mich!
Nach diesem Dreier dient der Samstag der körperlichen Entspannung, und das ist auch gut so.
Die zweite gravierende Trainingsplanänderung der Woche (nach der Intervall-Verwandlung vom Mittwoch) trifft den Sonntag.
Der Hubert Beck wird sich bestimmt was total Sinnvolles dabei gedacht haben, diesen 10-Kilometer-Wettkampf ausgerechnet hier und heute zu platzieren.
Und wer bin ich schon, dass ich eine solche Strategie in Frage stelle?
Da ich aber schon drei 10-Kilometer-Wettkämpfe in dieser Trainingsperiode bestanden habe verweigere ich mich einem vierten. Um aber nun die Trainingscharakteristik eines solchen Wettkampfes -fordernd, anstrengend und ein bißchen gemein- zu erhalten entscheide ich mich für einen 15-Kilometer-Tempodauerlauf im (trainingsgültigen) Marathon-Renntempo von etwas unter 5 Minuten/Kilometer.
Das deckt sowohl das Fordernde (ich bin noch nie 15 Kilometer im Training in diesem Tempo gelaufen) als auch das Anstrengende (braucht keine Erklärung…) ab, und ein wenig gemein bei ungewohnt hoher Temperatur, gut 15° und Sonne, ist es auch.
Was soll ich lang´ reden: es wird ein sensationeller Lauf.
Falls ich am Marathontag in genau 2 Wochen in dieser Verfassung sein sollte — ich gewinne das Ding!
Der Lauf läuft perfekt, ich bin wie (fast) immer etwas zu schnell und haue am Ende sogar noch einen kleinen Endspurt ´raus.
Klar, danach bin ich durch, und mein Kreislauf meckert ein wenig herum, aber -hey!- das ist es mir wert!
Als gerechte Belohnung verzichte ich großzügig auf den finalen ruhigen Auslauf-Kilometer. Für diese Woche reicht´s wirklich…
Eine leicht übertriebene Wochenbilanz: was man an Wettkämpfen spart muss man an Kilometern oben drauf packen.
Naja, vielleicht passt der Satz nur bedingt, aber klingt doch irgendwie gut, oder?!?
In jedem Falle war die finale „Leistungs“woche eine wirklich gelungene, inklusive neuer Erfahrungen auf dem Laufband, einem ersten Eindruck von Sommer und mit laaangem Tempolauf.
Jetzt ist erst mal 2 Tage Pause, am Mittwoch folgt noch ein letzter fetter Humpen mit 30 Kilometern bei (vermutlich) sommerlichen Bedingungen – mir wird jetzt schon schlecht. Aber: dann ist Tapering = Ausruhen angesagt… 🙂
(Bildquelle „Blumenstrauß“: LUPO / pixelio.de)