Hihi, ich freue mich jetzt schon, wenn irgendein bewegungsscheues Individuum, geleitet durch eine Suchmaschine, die mit dem Wort „Abnehmen“ gefüttert wurde, hier auf diese Seite stößt.
Voller Hoffnung auf baldige (Fett-)Erlösung mit Hilfe von kleinen bunten Pillen oder anderen, seeehr teuren Hilfsmitteln, Abo´s oder Abnehm-Experten.
Tschja, Pech gehabt, hier müsst ihr noch selber schaffen!
Damit verbunden gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht, die schlechte zuerst: es ist manchmal ganz schön anstrengend. Die gute: dafür kostet es nix, außer vielleicht ein kleines bißchen Zeit. Muss ja nicht gleich so bescheuert viel sein wie bei mir.
Apropos „bei mir“: natürlich hat die Überschrift auch etwas mit mir zu tun, nur ist es bei mir dummerweise so, dass ich abnehme und es eigentlich gar nicht will!
Ich weiß, jetzt zeigen mir noch mehr Leute einen Vogel, aber es stimmt. In den letzten 4 Wochen habe ich tatsächlich 4 Kilo abgenommen. Im Grunde ist das gar nicht sooo erstaunlich, denn ich esse soviel wie immer aber treibe aber doch ziemlich deutlich mehr Sport. Die direkte Folge, wenn man mehr verbraucht als zuführt, ist: Siehe Überschrift! Sensationell, oder?!? 😉
Für mich stellt sich allerdings die kniffelige Frage: was mach´ ich jetzt?
Einfach mehr essen?
Das ist gar nicht so einfach, wenn man sich so wie ich seit gut 4 Jahren essenstechnisch reduziert hat. Denn ursprünglich wollte ich ja auch abnehmen, was mir gelang.
Aber meine gut 68 Kilo Gewicht, die ich ziemlich stabil seit gut einem Jahr halte, stellen für mich das Optimum dar, da fühle ich mich wohl. Okay, ich fühle mich auch mit 64 Kilo jetzt nicht schwach oder unterernährt, aber unter Umständen merke ich (jetzt oder demnächst) im Training das Kalorien-Defizit eben doch.
Das nenne ich mal Luxusproblem, nicht wahr? Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich zunehmen möchte!!! 🙂
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Wir starten frisch und zügig in die siebente Trainingswoche, am Montag stehen 1.000-Meter-Intervalle im Trainingsplan.
Da mein Arbeitstag erst irgendwann gegen 23 Uhr enden wird heißt es also: Laufen in der Pause! Glücklicherweise ist in der Nähe meiner dienstlichen Wirkungsstätte der „Volkspark Friedrichshain“, und da findet man doch bestimmt auch tausend Meter Laufstrecke am Stück, die ein ordentliches Tempo ermöglichen.
Das Tempo soll bei 4:30 Minuten/Kilometer liegen, insgesamt 10 Intervalle sollen es werden.
Nach dem Einlaufen geht´s direkt los.
Die äußeren Bedingungen sind toll, 23 Grad und bewölkt, ideal zum Schnelllaufen. Ich ziehe meine Kreise um und durch den Volkspark und bin erstaunt, wie anders sich Tempoläufe anfühlen, wenn ich sie nicht einsam und konzentriert in meinem Heimatort absolviere sondern quasi unter ständiger Ablenkung (viiiele andere Läufer, Hunde, Wegänderungen etc.). Interessant, aber eben nicht so fokussiert wie sonst. Verdammt, ich lasse mich aber auch leicht ablenken!
Am Ende werden´s „nur“ 9 Intervalle, ich habe insbesondere den Zeitfaktor wohl ein wenig falsch eingeschätzt. So eine Pause ist schneller um, als man denkt. Ich bin nicht böse darüber, denn irgendwie fühle ich mich auch ganz schön durch nach den 9 Intervallen.
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Am Dienstag nix neues, Kraft an Geräten und am Boden, alle Macht der Rumpfstabi!
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Mittwoch ist Tempodauerlauftag.
Ich ziehe mich straßenfertig an, verlasse die heimische Hütte — doch was ist das? Ein Frösteln kitzelt meine Kniekehlen: wird es gar Winter?
Nein, noch nicht ganz.
Aber die völlig überraschende (leider nur sehr vorübergehende) Abkühlung auf gerade mal gut 20 Grad lässt mich ein gutes Laufgefühl erahnen! Die 10 Minuten Einlauf-Zeit sind so schön, dass ich einfach genauso hätte ewig weiterlaufen können. Aber nüscht iss, heute solls im (überaus theoretischen) Marathon-Renntempo über 12 Kilometer gehen.
Ich will es mal so sagen: es lief verdammt gut. Ich musste mich schon ordentlich zusammenreißen, nicht schneller oder länger zu laufen, denn beides würde mir sonst eventuell im weiteren Trainingsverlauf nicht so gut bekommen. Das Pensum ist so oder so schon sehr ambitioniert.
Aber: es ist ein klasse Lauf. Und am Ende kann ich mir eine kleine Tempo-Erhöhung nicht verkneifen. Als Belohnung, weil ich mich vorher ja brav gebremst habe. Ja, heute habe ich gemerkt, wie sich die Laufkondition verbessert hat!
Schnell, ordentlich, gut.
So soll`s sein!
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Am Donnerstag ernähre ich mich in weiser Hinsicht auf morgen von einer schönen Nudelportion mit Lachs, der Salat kommt erst am Samstag.
Dafür ist mein abendlicher Fitness-Studio-Besuch mit einem realtiv gut gefüllten Magen eine kleine Herausforderung, doch bereits nach 3 Minuten Bauchexpress bin ich viel mehr mit meinen Bauchmuskeln beschäftigt als mit allem anderen. Und das ist auch gut so.
Auf´s Bandscheiben-Fahrrad verzichte ich heute mal, schließlich will ich alles vermeiden, was mich eventuell daran hindern könnte, morgen endlich mal die 35 Kilometer zu laufen.
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Dann ist er da, der Freitag.
Bangen Blickes beobachte ich das Thermometer, welches sich bis zur Startzeit auf 28°C heranrobbt. Noch eine Banane verdrückt, vielleicht hilft´s ja, den Energiehaushalt aufrecht zu erhalten.
Anschließend werden die Laufschuhe geschnürt, der Laufrucksack aufgesetzt, die Trinkflasche gefüllt und: raus!
Aller Anfang ist leicht, so dass sich die ersten 15 Kilometer ziemlich gut gestalten und anfühlen. Ab und zu verdeckt mal ein kleines Wölkchen die echt erbarmungslos brennende Sonne, ich schwitze leise und klaglos vor mich hin und gönne mir ab und zu ein Schlückchen Wasser. David Nathan´s hypnotische Stimme säuselt mir Stephen King´s „The Stand“ als Hörbuch ins Ohr, alles schön. Fast alles.
Die Sonne brennt wirklich ganz arg, und mir ist echt heiß.
Ab Kilometer 21 (oder so) meldet sich mein Magen. Kleine, unangenehme Krämpfe, die mich daran hindern, Wasser zu trinken, da es nach 1-2 kleineren Schlucken immer schlimmer wird. Ach bitte, lieber Bauch, lass mich nicht im Stich, ja? Letzte Woche Jeremy-Pascal, und jetzt das.
Meine Beine fühlen sich soweit ganz gut an, energietechnisch scheint es diesmal hinzuhauen.
Aber dann–.
Wer es nicht selbst erlebt hat kann es wahrscheinlich nur schwer nachvollziehen.
Ab Kilometer 27 beginnt die wirklich Folter. Das Brennen der Sonne verursacht ebensolchen Durst, Trinken geht aber nicht so richtig, da die Folge ein merkliches Verkrampfen des Magens ist. Ohne Trinken ist bei 28 Grad und diesem nervtötenden, hellen, heißen Ding da oben aber leider auch schnell Schluss mit Laufenergie und erst recht -spaß.
Mein Kreislauf reagiert ein wenig unwirsch auf die äußeren Bedingungen. Eigentlich beginnt diese Hitze-Reaktion schon bei Kilometer 15, gut in der Trainingsübersicht zu sehen: die Herzfrequenz steigt trotz annähernd gleichem Tempo allmählich an.
Bei Kilometer 28 fühle ich mich wie ein Komet. Aber einer, der in die Erdatmosphäre eintritt.
Kurz: ich verglühe.
Ich sehne mich einfach nur noch nach Abkühlung und nutze jeden Schattenfutzel. Immer wieder eingefügte Gehpausen zwischen Kilometer 27 und 32 helfen nur wenig.
Die letzten anderthalb Kilometer sind eine Mischung aus mentaler und körperlicher Tortur. Eine spürbare Übelkeit bemächtigt sich meiner, ich denke es ist Zeit, aufzugeben. Die 35 Kilometer fühlen sich unendlich unerreichbar an und sind es für heute auch.
Ich stoppe die Uhr bei 32,2 Kilometern. Mehr geht wirklich, wirklich, wirklich nicht.
Von einem „Runner´s High“ bin ich soweit entfernt wie der Papst vom Atheismus. Es ist eher ein Runner´s Low. Körperlich und geistig.
Tausend böse und hinterhältige Gedanken kreisen in meinem Kopf:
Was, wenn das im Marathon passiert?
Kann ich überhaupt den Marathon laufen, wenn ich nicht mal die 35 Kilometer packe?
Wie kann ich solche Magenkrämpfe verhindern?
Vielleicht ist mein Körper ja nicht für Langläufe geeignet? …
Die ersten beiden Stunden nach dem Lauf sind ebenso unangenehm wie die letzten 5 Kilometer. Ein krasser Durst brennt sich durch meinen Körper, welcher nur schlückchenweise gestillt werden kann, da mein Magen noch immer ganz ordentlich rebelliert.
Immerhin bleibt die direkt nach dem Lauf verspeiste Banane drin, das ist doch schon mal was. 2 Stunden später habe ich zwar immer noch keinen deutlichen Hunger, aber Reis mit Gemüse und Hähnchen geht trotzdem und allmählich bessert sich mein Zustand. Mit dem Gedanken „Irgendwas ist immer“ schmunzel ich sogar ein wenig in mich hinein und sage mir: na gut, dann eben nächste Woche.
Natürlich forsche ich anschließend in den Weiten des Netzes nach möglichen Ursachen für meine heutige Lauferfahrung.
Die wahrscheinlichste Erklärung ist die, dass ich temperatur- und sonnenbedingt über den Schweiß viele Mineralien, insbesondere Salz, verloren habe, was eben zu Magenkrämpfen und Übelkeit führen kann. Der Fachbegriff dafür ist „Hyperhydration“, wobei ich vielleicht sogar gleichzeitig zu wenig Wasser zu mir genommen habe.
Ein hilfreicher Tipp zu Verhinderung dessen ist es, dem mitgeführten Wasser etwas Natron hinzuzufügen. Das gleicht den Natriumverlust beim Schwitzen ganz gut aus.
Eine Sache, die ich bei der nächsten Hitzeschlacht testen werde. Ach, und was ich auch gefunden habe: bei Hitze darf man ruhig etwas kürzer laufen.
Na, dann sind die 32 Kilometer ja doch ganz gut. Und für einen neuen Distanz-Rekord reichte es auch (mal wieder)… 🙂
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Am Samstag esse ich meinen geliebten Salat und fühle mich insgesamt betrachtet total erschöpft. Mann, das hat mich ganz schön mitgenommen gestern! Glücklich und zufrieden haute mal nicht laufen zu brauchen dürfen genieße ich den Samstag so, wie es eines Samstags würdig ist.
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Sonntag ist GA2-Lauftag. GA2 bedeutet, im lockeren und zügigen Tempo zu laufen. Nicht zu schnell, aber immer so, dass es ein wenig fordernd ist. Im Grunde klassisches Wohlfühltempo für Hobbyläufer.
Sonntag bedeutet aber auch: Familienfrühstück. Ich beschließe, frische Brötchen zu holen, das macht die liebe Frau und mich glücklich!
Unser Bäcker ist einen knappen Kilometer entfernt, ich nehme auf dem Weg dorthin einen gut achtkommafünf Kilometer langen Umweg. Kann man mal machen. Und obwohl der Plan nur 8 Kilometer verlangt, ich aber gern die Wochenkilometer erreichen möchte (am Freitag fehlte ja was…), packe ich heute mal eineinhalb Kilometer oben drauf. Kann man auch mal machen.
Beim Verlassen der Haustür bricht mir der Angstschweiß aus.
Ach nein, es ist bloß das Wetter: angenehme 23 Grad bei unangenehmer Luftfeuchte: es ist verdammt schwül! Na, das stört mich nicht mehr.
Die weitaus bessere Nachricht ist: es sind viele Wolken am Himmel, also keine Sonne! Juhu!
Elfengleich möchte ich losschweben, allein meine Oberschenkel hindern mich ein wenig. Sie fühlen sich an wie Klodeckel. Schwer und zuklappend. Nun, dieses Gefühl gibt sich gottseidank nach drei Kilometern, und ab jetzt macht es auch Spaß. Bis auf den letzten Kilometer.
Da kommt die Sonne doch noch einmal mit voller Wucht zur Geltung und röstet mich auf großer Flamme gut durch.
Prompt schießt meine Herzfrequenz in unangenehme Höhen, aber egal: in einem knappen halben Kilometer bin ich am Ziel!
Jetzt noch schnell Brötchen holen, die anderen Kunden halten einen nachvollziehbar-vertretbaren Abstand zu mir, dann gibt´s Dusche und lecker Frühstück. Verdient. Beides.
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Ein finaler Blick auf die Wochenbilanz:
Halbzeit!
Dennoch: keine Halbzeit-Pause.
Aber immerhin- die Hälfte des Weges ist zurückgelegt, so langsam habe ich ein Gefühl dafür, wohin diese Reise gehen könnte.
Auch wenn dieses Gefühl im Laufe der Woche in zwei völlig verschiedene Richtungen ging: da war am Mittwoch ein „ich kann alles schaffen„-Laufgefühl und direkt 2 Tage später „ich habe Angst es nicht zu schaffen„.
Vielleicht beschreiben ja beide Gefühle die Realität, so bleibt es auf jeden Fall spannend.
Immerhin habe ich insgesamt mein Wochenpensum bewältigt, sollte ich also im Marathon scheitern- am mangelnden Trainingsfleiß liegt es gewiss nicht!
Du Fuchs! Mich würden wirklich die Zugriffszahlen interessieren, die Google Dir mit einer solchen Überschrift vermittelt. 🙂
Ich bin jetzt frustriert. Aber nicht, weil ich mich von der Überschrift getäuscht fühle – mir war ja schon klar, was da kommt, als die in meiner Blogroll auftauchte – sondern weil ich sooo gern Dein Luxusproblem hätte. Bei mir ist das mit dem Essen und dem Abnehmen nämlich genau umgekehrt… *sigh*
So, ich geh dann mal laufen…
Ja, ist schon wirklich komisch, das mit dem Abnehmen und so. Ich hätte wahrscheinlich ein ähnliches „Problem“ wie du, wenn ich nicht VOR meinem Laufhobby-Start (vor ca.3 Jahren) mein Gewicht mittels Nahrungszufuhrreduktion ein paar Kilo gedrückt hätte. Und da ich dieses Nahrungspensum annähernd beibehalten habe ist die Folge bei deutlich erhöhtem Training eben oben beschriebene. Klingt komisch- ist aber so! 😉
Hey Thomas,
das klingt ja fast nach meiner Woche 😉 Wir gestern wieder ein langer Lauf bei dir dran? Ich habe meinen morgen und bin mal gespannt, was mein Körper dieses Mal mit mir so vor hat. Allerdings habe ich zum Gegenangriff bestellt und mich ordentlich mit Energie-Gels eingedeckt in der Hoffnung, dass das Thema Schlapp sein nicht mehr so stark vorkommt. Tun dir deine Beine immer noch weh oder ändert sich das bei dir jetzt so langsam?
Ja, gestern war wieder ein langer Lauf bei mir dran. Das Ergebnis kannst du morgen nachlesen, da kommt mein neuer Wochenbericht!
Wenn ich dir einen Tip geben darf: versuche mal den langen Lauf ohne Zufuhr von Energie zu laufen, der Sinn dieses Trainings ist nämlich gerade, dem Körper zu vermitteln, wie er mit der vorhandenen Energie (=Kohlenhydrate und Körperfett) richtig umgeht, ein Energiegel „verwöhnt“ ihn da eher und nimmt dir den Trainingseffekt. Außerdem ist es auch für dich unter Umständen hilfreich, mal in so ein Energiedefizit zu kommen wie ich es erlebte. Lieber mal im Training kennengelernt als im Wettkampf unvorbereitet!
Viel Erfolg morgen… 🙂